Trotz der andauernden Corona-Krise sieht Ilsanker die Zeit für die Fortsetzung der Saison gekommen. "Wir erfüllen alle unsere Auflagen und Regeln zu 100 Prozent. Der DFB und die DFL haben alles getan, um den Spielbetrieb wieder aufnehmen zu können. Jetzt liegt der Ball bei der Regierung", sagt der Österreicher und argumentiert mit Blick auf die 56.000 Arbeitnehmer, die direkt und indirekt im Profifußball beschäftigt sind: "Es hängen sehr viele Jobs daran, nicht nur mein eigener. Gerade uns Spielern geht es sehr gut, aber es gibt im Fußball auch viele, die zittern. Sollten wir jetzt nicht anfangen, werden wir das auch nicht im August, denn bis dahin ändert sich nichts: Wir werden dann weder einen Impfstoff haben noch wird die Ansteckungsgefahr auf null gesunken sein. Von daher sollten wir so früh wie möglich wieder starten." Sollte das "in die Hose gehen", könne man die Spielzeit immer noch abbrechen. "Aber man kann nicht irgendwann anfangen, wenn es für gewisse Vereine schon zu spät ist", betont Ilsanker. Natürlich hat auch er die kritischen Stimmen vernommen, die unter anderen darauf hinweisen, dass Kinder wieder Fußball spielen wollen, sobald es die Profis im Fernsehen tun. "Für die Kinder ist es unheimlich schwer, nicht auf die Straße, den Bolzplatz und ins Training gehen zu können und zu Hause bleiben zu müssen", zeigt Ilsanker Verständnis, ergänzt aber: "Ob wir spielen oder nicht, ändert nichts daran, die wollen ja trotzdem raus." Auch die Sorge, Fans könnten sich zum gemeinsamen Fußballschauen treffen, spricht er an. "Jeder hat die Eigenverantwortung, nicht mit 100 anderen in einem Lokal zu sitzen, sondern die Spiele zu Hause anzuschauen und mitzufiebern", findet der frühere Leipziger.
"Wir waren die Ersten, die gesagt haben: Wir verzichten auf Gehalt"
Die in der Öffentlichkeit auch über die genannten Punkte hinaus seit Wochen immer lauter werdende Kritik am Profifußball registriert er, weist sie allerdings zurück. "Das fing mit populistischen Aussagen an, teilweise sogar von Politikern. Wir waren die Ersten, die gesagt haben: Wir wollen helfen, verzichten auf Gehalt, stellen unsere eigenen Hilfsprojekte auf und gehen als Vorbilder voran. Ich denke, dass das im Großen und Ganzen sehr, sehr gut aufgenommen wurde. Gerade was den Fußball betrifft, wird es aber immer Leute geben, die sagen, wir würden zu viel verdienen."
Die von DFL-Boss Christian Seifert in der FAZ erhobene Forderungen, die rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, um Gehälter und Beraterhonorare begrenzen zu können, findet er "grundsätzlich gut". Gegen einen Salary Cap wie in den USA hätte er "überhaupt nichts". Er weist aber darauf hin, dass das wie in der Major League Soccer zu einer großen Spreizung der Gehälter führen könnte. In der MLS stehen jedem Klub etwa vier Millionen Dollar pro Saison für die Profi-Gehälter zu Verfügung, allerdings können bis zu drei sogenannte "Designated Player" unter Vertrag genommen werden, die außerhalb dieser Grenze stehen. Das führt dazu, dass einzelne Stars Millionen verdienen, viele Mitspieler aber nicht mal 100.000 Dollar im Jahr. "Natürlich verdienen wir sehr viel, wahrscheinlich zu viel", weiß Ilsanker, ist aber auch der Meinung: "Wenn man im Sport über Obergrenzen spricht, wieso spricht man dann nicht in der Wirtschaft über Obergrenzen, das ist genauso ein Berufszweig wie jeder andere."
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