Julian Koch gehörte vor rund zehn Jahren zu den vielversprechendsten Talenten im deutschen Fußball. Während einer Leihe vom BVB zum MSV Duisburg verletzte sich der Defensivallrounder jedoch schwer - beinahe hätte sein Unterschenkel amputiert werden müssen. Doch Koch gelang das wundersame Comeback, ehe er im vergangenen Jahr mit 29 seine Karriere beenden musste.
Im Interview mit Goal und SPOX spricht Koch über die Gründe für das vorzeitige Aus als Spieler und seinen Einstieg als Co-Trainer der U17 beim VfL Bochum.
Zudem öffnet sich Koch erstmals seit über fünf Jahren zu seiner schwerwiegenden Verletzung aus dem Jahr 2011, als an einem kalten Freitagabend in Oberhausen sein komplettes Knie zerstört wurde.
Herr Koch, mittlerweile sind Sie Co-Trainer der U17 des VfL Bochum und spielen nebenbei noch in der Kreisliga B2 bei Ihrem Heimatverein VfL Hörde. Stimmt es denn, dass Sie vergangenen Sommer innerhalb von einem Tag entschieden, nach dutzenden Verletzungen Ihre Spielerkarriere zu beenden?
Julian Koch: Ja und nein. Die Entscheidung für Bochum traf ich wirklich innerhalb eines Tages, aber das Thema Karriereende war eher ein schleichender Prozess, der gegen Ende meiner Zeit bei Ferencvaros Budapest begann. Das Angebot des VfL kam daher im genau richtigen Moment.
Wie überrascht waren Sie, als Ihr alter Schulfreund David Siebers anrief und Ihnen den Posten an seiner Seite anbot?
Koch: Extrem und auch ein bisschen geschockt, aber vor Freude. Er wusste, dass ich Trainer werden möchte, wenn bei mir der Tag X eintritt. Also hat er einfach mal nachgefragt. Ich komme aus Dortmund, Bochum ist direkt um die Ecke und ein geiler Traditionsverein, ich kann in der U17-Bundesliga anfangen - den Einstieg hätte ich mir nicht besser malen können.
Dieses abrupte Ende klingt paradox, wenn man bedenkt, dass nach Ihrer schweren Knieverletzung 2011 beinahe Ihr Unterschenkel amputiert werden musste und Sie anschließend vehement um die Fortsetzung Ihrer Karriere kämpften. Was wäre denn Ihr Plan gewesen, hätte Siebers nicht angerufen?
Koch: Ganz ehrlich: Ich habe absolut keine Ahnung. (lacht) Der Anruf kam einfach zum bestmöglichen Zeitpunkt. Es war, als hätte David meine Gedanken gelesen.
Wie ergeht es Ihnen als Trainer?
Koch: Ich habe es mir leichter vorgestellt und muss noch sehr viel lernen, da es ungeachtet meiner Profikarriere etwas komplett anderes ist, auf einmal an der Seitenlinie zu stehen. Da steckt so viel Planung dahinter, das hat man als Spieler ja kaum einmal hinterfragt. Allein das Thema Menschenführung ist ein ganz neuer Bereich für mich.
Welcher Coach hat Sie denn am meisten geprägt?
Koch: Der beste Trainer meiner Karriere war Thomas Tuchel. Was er fachlich ausgestrahlt und uns beigebracht hat, wie er jeden Tag die Freude und Leidenschaft bei uns entfacht hat, war einzigartig. Bei ihm hatte ich täglich riesige Lust, ins Training zu kommen, weil man wusste, man lernt etwas Neues.
Begonnen hatte Ihre Karriere quasi 2001, als Sie am "Tag der Talente" trotz eines erzielten Eigentors vom BVB entdeckt wurden und anschließend in die Dortmunder Jugendabteilung wechselten. Erst 2013 kehrten Sie der Borussia nach zwei Bundesligaspielen für die Profis endgültig den Rücken. Wie erinnern Sie sich an die Zeit unter Jürgen Klopp, als Sie 2009 dem Profikader so nah wie nie waren?
Koch: Ich weiß noch, wie ich es beim ersten Training unfassbar spektakulär fand, in der Kabine neben den ganzen Stars zu sitzen, die ich als junger Kerl und Balljunge im Stadion angefeuert habe. Gerade mit meinem großen Idol Dede. Das kam dem wahr gewordenen Traum schon recht nahe. Ich war beim Profitraining dabei, habe aber meist bei den Amateuren gespielt. Es ging darum, zu lernen und in den Einheiten oder bei Klopps Ansprachen so viel wie nur möglich aufzusaugen. Ein bisschen problematisch war, zwischen den beiden Mannschaften gependelt und nirgends so richtig hingehört zu haben. Das war zusammen mit der benötigten Spielpraxis auch der Grund, weshalb ich mit Klopp entschied, mich nach Duisburg ausleihen zu lassen.
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