Zwischen Werner und den Bayern gab es so einige kausale Zusammenhänge. Am Anfang sah die Kausalkette wie folgt aus: Der Nationalspieler spielt seit Jahren auf konstant hohem Niveau bei RB Leipzig, schießt Tore am Fließband. Ereignis A. Der FC Bayern - seit jeher bestrebt, die besten deutschen Spieler in den eigenen Reihen zu haben - macht sich zumindest Gedanken über einen möglichen Transfer des Stürmers. Ereignis B.
Auch am Ende - und das ist die Beziehung zwischen Werner und den Münchnern wohl spätestens seit Freitagabend - steht eine Kausalkette. Am Donnerstag berichtete die Bild , dass die Bayern Werner "auf keinen Fall" im Sommer verpflichten werden. Einen Tag später sprach Werner in eben diesem Medium Klartext.
Timo Werner und die Wertschätzung: Es geht um Deutungshoheit
"Falls ein Wechsel irgendwann einmal ein Thema werden sollte, würde mich eher der Schritt ins Ausland reizen als ein Wechsel zu Bayern", sagte Werner. Der 24-Jährige beantwortete damit nicht nur eine Frage, die ihm seit mindestens einem Jahr immer wieder gestellt wurde. Er ging gleichzeitig in die Offensive, was die Deutungshoheit in dieser Transferposse angeht.
Die Botschaft war klar: Nicht der FC Bayern habe sich entschlossen, ihn nicht zu verpflichten. So hatte es die Bild in ihrem Bericht eindeutig suggeriert. Werner selbst wolle vielmehr gar nicht mehr nach München. Und das hat Gründe, wie der Stürmer erklärte.
"Natürlich", führte Werner aus, "spielt es auch eine Rolle, dass die gegenseitige Wertschätzung maximal da sein müsste." Deswegen habe er sich damals, im Sommer 2016, für RB Leipzig entschieden. "Und deswegen würde ich mich bei meinem nächsten Schritt wieder für den Verein entscheiden, bei dem ich dieses Gefühl vermittelt bekommen würde."
Bayern-Absage an Werner im Sommer: Keine Schnäppchenjäger
Im Klartext bedeutet das: So gerne Werner noch vor knapp einem Jahr an die Isar gewechselt wäre, so gering fühlte er sich am Ende von den Münchnern wertgeschätzt. Eine Absage im vergangenen Sommer, als Werner mit einer Vertragsverlängerung bei RB über 2020 hinaus zögerte und die Bayern ihn angeblich zum Schnäppchenpreis von 25 Millionen Euro hätten verpflichten können, tat ihr Übriges und lässt Werner noch heute fragend zurück.
"Was damals die Beweggründe des FC Bayern waren, kann ich nicht beantworten", sagte Werner. Dabei hatte Sportdirektor Hasan Salihamidzic eigentlich bereits erklärt, dass Werner - so "hervorragend" er bei Leipzig auch spiele - beim Rekordmeister anders als Robert Lewandowski nicht ideal zur Spielweise der Bayern passe, besonders gegen tiefstehende Gegner.
Schließlich brauche Werner "mit seiner Schnelligkeit mehr Räume". Eine verbale Ohrfeige, für die sich Werner am Freitag revanchierte, was bei den Bayern und besonders bei Salihamidzic kaum für Reue sorgen dürfte.
FC Bayern und die Kaderplanung: Mia san uneins
Denn deutlicher als mit seinem Lewandowski-Vergleich hätte Salihamidzic kaum zum Ausdruck bringen können, dass er nicht der größte Befürworter eines Werner-Transfers ist. Und während sich hinter den Kulissen die Fronten in puncto Kaderplanung zwischen Werner-Fan Hansi Flick auf der einen und Salihamidzic, der Leroy Sane als Bayern-Herzblatt Nummer eins auserkoren hatte, auf der anderen Seite kurzfristig verhärtet haben sollen, schloss Werner selbst immer mehr mit dem Thema FC Bayern ab.
Er konterte Salihamidzics Aussagen, sagte, dass er schon bewiesen habe, gegen tiefstehende Gegner treffen zu können, dass auch ein Lewandowski sich zu Beginn ans Bayern-System hatte anpassen müssen und deutete sogar an, dass nicht mehr die Bayern, sondern die Premier League sein Wunschziel sei. Außerdem verlängerte er in Leipzig bis 2023. Ursache und Wirkung eben. Kausalität, getreu dem Motto: Du willst nicht? Dann will ich erst recht nicht.
Daran konnten auch Flicks öffentliche verbale Schmeicheleien für Werner im März nichts mehr ändern. Doch erst als auch noch der kolportierte Werner-Fürsprecher und Sane-Skeptiker Flick den direkten Kontakt per Telefonat zum Manchester-City-Spieler gesucht haben soll, folgte Werners vorerst endgültige Absage an die Bayern.
Das Wort "vorerst" trifft es, weil Werner trotz der klaren Worte dennoch das Karriere-Türchen Bayern offenbar nicht gänzlich zuschlagen wollte. Schließlich altert auch ein Lewandowski: "Bayern ist ein toller Verein, da brauchen wir nicht drüber zu reden. Und Hansi Flick hat bewiesen, dass er ein richtig guter Cheftrainer ist."
Timo Werners Zukunft: Liverpool, Barca oder Leipzig-Verbleib?
Trotz der Bayern-Absage stellt sich nun immer noch die Frage: Quo vadis, Timo? Wie Goal und SPOX aus dem Umfeld des Spielers erfuhren, hat der FC Barcelona sein Interesse vor ein paar Wochen bekundet. Allerdings soll bei den Katalanen, sollten angesichts der Coronakrise überhaupt finanzielle Mittel für Transfers im Sommer zur Verfügung stehen, Lautaro Martinez von Inter Mailand Priorität haben.
Das entspräche damit nicht Werners artikulierter Vorstellung von Wertschätzung. Die heißeste Spur führt daher zum FC Liverpool, wo "mit Jürgen Klopp einer der besten Trainer der Welt, der auch noch Deutscher ist", angestellt sei, wie Werner bereits in der Vergangenheit bemerkte. Generell sprächen "viele Sachen dafür, dass ich mit meiner Spielweise vielleicht dahin passen würde".
Angesichts seiner Schnelligkeit, Torgefahr und dem berüchtigten Liverpooler Umschaltspiel unter Klopp kein unbegründeter Gedanke. Der Haken: Übereinstimmenden Medienberichten zufolge seien die Reds gezwungen, ihr Budget so weit wie möglich zu kürzen. Sommertransfers aktuell unwahrscheinlich. Sollte Klopp Werner jedoch unbedingt haben wollen, wäre die festgeschriebene Ablösesumme in Höhe von 60 Millionen Euro wahrscheinlich machbar für den zweitreichsten Klub der Premier League.
Was die kommende Saison angeht, hüllte sich Werner in Schweigen und wich der Frage so aus, wie er es schon die ganze Zeit zuvor beim Thema Bayern tat: "Ich weiß extrem zu schätzen, was ich an RB Leipzig habe und würde deswegen niemals sagen: 'Ich muss hier unbedingt weg.'"
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