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Es läuft die 67. Minute im Spiel des FC Bayern gegen Darmstadt 98. Renato Sanches will den losgespurteten Franck Ribery anspielen, doch der Portugiese verzieht. Der Ball fliegt irgendwo in der gegnerischen Hälfte ins Seitenaus. Im Stadion ertönen einzelne Pfiffe. Es ist der Punkt, an dem auch die Zuschauer allmählich die Geduld verlieren. Dabei war der junge Mittelfeldspieler in seinem sechsten Bundesligaspiel von Beginn an nicht katastrophal schlecht. Sagen wir mal so: Er spielte unglücklich.
Was am meisten auffiel war, dass der Portugiese sich beinahe in jeder Situation das Leben selbst schwermachte. Dribbling statt Abspiel, langer Ball statt Kurzpass, dazu fehlte ihm oft die Intuition für den richtigen Laufweg, kam so häufiger zu spät. An Einsatz fehlte es ihm nicht, aber um in München eine Duftmarke zu hinterlassen, da braucht es mehr als wehende Haare und die eine oder andere Grätsche.
Es ist wie oft im Fußball-Business. Junger Mann schießt durch die Decke, wird von ganz Europa gejagt, landet für eine irrsinnige Geldsumme in einem Land fernab der Heimat, wo ihn das Einleben größte Kraft kostet, und soll dann nur einfach: funktionieren. Doch Fußball ist kein Computerspiel und Menschen sind nicht programmierbar.
Junge Spieler brauchen oft mehr Zeit
Mit Sicherheit kann es Renato Sanches besser, viel besser als in den zurückliegenden zehn Monaten. Wer ihn in den beiden Spielen von Benfica gegen Bayern in der Champions League 2016 oder bei der EURO gesehen hat, weiß das. Er kann es also, heißt: Es braucht Geduld, Vertrauen und Rückendeckung, damit der 19-Jährige seine Stärken auch in München entwickeln kann. Da ist nichts Schlimmes dabei. Junge Spieler brauchen oftmals länger, um sich durchzusetzen. Auch ein Philipp Lahm musste sich einst nach Stuttgart ausleihen lassen, genauso wie David Alaba (zu Hoffenheim) oder Toni Kroos (Leverkusen).
Dass Renato Sanches derart viel Geld gekostet hat und den Verein wohl noch viel Geld kosten könnte, ist nicht seine Schuld. Es ist das Ergebnis dieses Fußballzirkus, der in seinen finanziellen Dimensionen immer absurder wird. Und ja, vielleicht kommt man auch in München irgendwann zu dem Schluss, dass der Portugiese der Mannschaft nicht weiterhelfen kann. Das passiert - im Fußball und anderswo. Es wäre nicht das erste Mal. Aber nur anhand eines Spiels, wie dem gegen Darmstadt vorherzusagen, dass Spieler X niemals dies oder das gelingen wird, ist reiner Populismus.
"Meine erste Saison hier war nicht sonderlich gut"
Renato Sanches will es schaffen und irgendwo wird er es auch sicher schaffen - dazu besitzt er zu viel Talent. Was wir allerdings nicht im Detail wissen: Machen der Spieler und der Verein alles, dass es eine erfolgreiche Zusammenarbeit wird? Diese Fragen können nur der Spieler und die Bayern beantworten. Und sollten sie auch. Am Samstag nach dem Spiel bewertete Renato Sanches sein Premierenjahr so: "Ehrlich gesagt war meine erste Saison hier nicht sonderlich gut, das muss man ganz klar so sagen", so der Portugiese, um hinzuzufügen: "Davon lasse ich mich nicht unterkriegen. Ich bin sicher, dass die kommende Saison auch in individueller Hinsicht besser laufen wird für mich. Ich habe mir persönlich auch mehr erwartet von meinem ersten Jahr, aber das nächste Jahr wird ein besseres. Mit Sicherheit."
Mounir Zitouni
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