quinta-feira, 10 de novembro de 2016

Bloß keine Arroganz



In 134 Länderspielen gelang San Marino genau ein Sieg, das Team erzielte dabei 21 Tore und belegte immer den letzten Platz in seiner Gruppe. Wie soll Deutschland das Spiel angehen?

Nein, nein, wir begegnen San Marino nicht mit Arroganz. Bundestrainer Joachim Löw muss da keine Angst haben. Wir nehmen den Gegner in der WM-Qualifikation genauso ernst wie er und wie er es von seinen Millionären erwartet. Der Freitagabend ist geblockt, das Bier schon kaltgestellt, der Fernsehschirm von Staub befreit, das Nationalmannschaftstrikot frisch gewaschen und gebügelt, und der Fanschal liegt griffbereit. Genaugenommen nehmen wir das Länderspiel sogar noch ernster als er. Wir hätten bestimmt mehr als zwei Trainingseinheiten angesetzt und bei vier Ausfällen mindestens einen Spieler nachnominiert. Allein schon aus Pietätsgründen. Wie muss sich Emre Can vorkommen? Für die Neulinge Benjamin Henrichs, Yannick Gerhardt und Serge Gnabry war Platz im Aufgebot, für den siebenmaligen Nationalspieler nicht, der gerade in Liverpool in den Genuss eines Stammplatzes und der Tabellenführung in der Premier League gekommen ist.

Noch nicht mal nach der Absage von Toni Kroos meldete sich Löw bei ihm. Zur Not hätte sich Can bestimmt auch für den unpässlichen Manuel Neuer ins Tor gestellt. Die Erfahrung lehrt, Spieler aus San Marino verirren sich nur sehr selten in den gegnerischen Strafraum, gegen den Weltmeister ist das schon gar nicht zu erwarten. In 134 Länderspielen erzielten sie 21 Tore, was eine Quote von 0,156 Treffern pro Begegnung ergibt. Oder anders ausgedrückt: San Marino trifft alle 574,3 Minuten oder alle neuneinhalb Stunden.

In 134 Länderspielen gelang genau ein Sieg

Fleißig sind sie ja. Seit dem ersten offiziellen Länderspiel am 14. November 1990, das gegen die Schweiz 0:4 endete, nahm San Marino an jeder WM- oder EM-Qualifikation teil. Zuverlässig sind sie auch. Sie belegten immer den letzten Platz in ihrer Gruppe. In 134 Länderspielen gelang genau ein Sieg, ein 1:0 über Liechtenstein im Jahr 2004. Dazu ergatterten die Spieler aus San Marino vier Mal ein Unentschieden.
Die Weltrangliste der Fifa hat ihre Schwächen, Argentinien wird als weltbeste Nationalmannschaft geführt, obwohl die Südamerikaner seit vielen Jahren kein großes Turnier mehr gewonnen haben und in der aktuellen WM-Qualifikation als Fünfter der Musik hinterherrennen. Im Fall von San Marino trifft die Einschätzung der Fußball-Instanz ziemlich genau zu: Zwischen den Turks- und Caicos-Inseln und der Mongolei liegt San Marino auf Rang 201. Zur Orientierung: Die Mongolei ist das Land, das jahrelang, um den Tourismus anzukurbeln, offizielle Länderspiele (nicht von der Fifa sanktioniert) angeboten hat. Jede Kreisklassen- oder Thekenmannschaft konnte das Spezialarrangement buchen.
Da ist San Marino schon ein ganz anderes Kaliber. Das Internetportal transfermarkt.de taxiert den Marktwert der Nationalmannschaft mit 350.000 Euro, macht einen Schnitt von nicht ganz 14.000 Euro pro Spieler. Und von Länderspielen gegen Alte Herren ist auch nichts bekannt. Also - nur keine Arroganz.

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