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Zieht BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke die richtigen Schlüsse?
Die Aktie von Borussia Dortmund hat in nur einem Monat gut 35 Prozent verloren, anderen Klubs geht es ähnlich. Ein Nachteil muss das aber nicht sein.
Borussia Dortmund? Minus 35 Prozent. Juventus Turin? 45 Prozent Verlust. Und Lazio Rom? Sogar 50 Prozent. Die Aktien der börsennotierten Fußball-Klubs Europas haben in nur vier Wochen analog zum weltweiten Crash eine beispiellose Talfahrt hingelegt. Die betroffenen Vereine stehen nun vor erheblichen Herausforderungen - aber auch Chancen.
Allein die BVB-Aktie rutschte von 9,49 Euro (21. Februar) im Rekordtempo auf zwischenzeitlich 4,56 Euro (18. März) ab. "Wenn selbst der DAX 40 Prozent in einer Woche verlieren kann, ist ein börsennotierter Fußballverein ebenfalls nicht vor der Angst der Investoren geschützt", sagt Johannes Minho Roth, Gründer der Investmentgesellschaft FiveT und ehemaliger Börsenhändler, im Gespräch mit dem "SID". Besonders die Unsicherheit, wann wieder Spiele stattfinden und somit Einnahmen verbucht werden, führe zu Nervosität.
Immerhin: Seit der BVB am Dienstag den Lohnverzicht von Mitarbeitern bekannt gab, stieg das Papier wieder leicht. Roth sieht daher noch keinen Grund zur Sorge. "Allerdings: Sollte der Kurs weiter Richtung Süden rutschen, wird es wesentlich schwieriger, sich zu refinanzieren, als es ohnehin schon ist. Durch die Transparenz würden zudem Spieler, Sponsoren und Fans verunsichert werden", sagt er.
Unterhaching hat sich gegen Kapitalerhöhung entschieden
Im Gegenzug hat der im SDax notierte BVB allerdings auch den Vorteil, sich anders als die Konkurrenz mit einer Kapitalerhöhung schnell frisches Geld beschaffen zu können. Der ehemalige Hedgefonds-Manager Roth hält einen solchen Schritt zumindest im kleinen Rahmen für sinnvoll. "Wenn der BVB 50 Millionen Euro über eine Kapitalmaßnahme vom Tisch nehmen sollte, können alle wieder besser schlafen und in meinen Augen würde dann das ganze Ökosystem BVB werthaltiger dastehen", sagt er.
Für eine solche Kapitalerhöhung entschieden hat sich bereits die SpVgg Unterhaching - allerdings schon im Februar, also vor der Coronakrise. Der Drittligist war im Juli 2019 als zweiter deutscher Fußball-Klub an die Börse gegangen. Derzeit hält sich die Aktie wacker und fiel von 9,20 Euro im Februar auf 7,25 Euro am Freitag. Der Ausgabepreis lag bei 8,10 Euro.
Rat für BVB-Aktionäre: "Beten, dass das Management das Richtige macht"
Der BVB darf sich derweil damit trösten, dass es vielen internationalen Rivalen nicht besser geht. Die Aktie von Manchester United fiel von 17,80 zwischenzeitlich auf 11,20 Euro. Ein Grund: Der Reichtum gerade der englischen Premier League basiert vor allem auf den derzeit fehlenden Fernsehgeldern. Für den BVB könnten somit die Chancen auf einen Verbleib des Jungstars Jadon Sancho durchaus gestiegen sein.
Vom bisherigen Tiefststand (90 Cent) im Mai 2010 ist die Dortmund-Aktie, deren Ausgabepreis am 31. Oktober 2000 sogar bei elf Euro lag, ohnehin noch weit entfernt. Von Weltuntergangsstimmung ist also keine Spur. Einen Rat für die BVB-Aktionäre hat Roth dennoch: "Beten, dass das Management das Richtige macht - und dass es bald wieder Licht am Ende des Corona-Tunnels zu sehen gibt."
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