Ein Festhalten an der Quarantäne-Regelungen wäre ein "Keulenschlag", so Austrias AG-Vorstand Markus Kraetschmer.
Die Fußball-Bundesliga hofft weiter auf ein Einlenken der Politik im Kampf um die Fortsetzung der unterbrochenen Saison trotz Coronavirus-Pandemie. "Wir müssen einfach versuchen, den Behörden klar zu machen, trefft vernünftige Entscheidungen mit den Clubs zusammen, denn dort sitzen die Spezialisten", sagte Austrias AG-Vorstand Markus Kraetschmer am Montagabend in einer Talk-Sendung auf Servus TV.
Wichtig war ihm auch zu erwähnen, dass in Österreich nicht von Fußball-Millionären die Rede sei. "Es sind eben Leute, die einfach ihren Beruf ausüben wollen. Da sind wir in der gleichen Situation wie die Gastronomen oder Hoteliers. Es geht auch um zukünftige Karrieren und nicht, dass irgendwelche Millionäre Privilegien bekommen. Das muss man einmal ganz klar festhalten", verlautete der 48-Jährige. Als "Unternehmen" oder "Wirtschaftszweig" wolle man wie in anderen beruflichen Bereichen "wieder hochfahren".
Quarantäne-Regelung ein „Keulenschlag"
Ein Festhalten an der Quarantäne-Regelung für die ganze Mannschaft, das gegnerische Team und den Schiedsrichter, wie es aktuell vom Gesundheitsministerium im Falle eines positiven Corona-Tests vorgesehen ist, wäre nicht nur für den Fußball ein "Keulenschlag", wie es Kraetschmer ausdrückte. "Wenn man es konsequent durchdenkt, geht es um sämtliche Mannschaftssportarten. Mit so einem Konzept ist das unmöglich umzusetzen." Die Folge wäre eine existenzbedrohende Situation für viele.
Neue Nahrung bekam die Hoffnung von Spitzenreiter LASK und Co. auf ein Umdenken auf höchster Ebene am Sonntag durch eine Meldung von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), für Gespräche diese Woche weiter bereit zu stehen. "Seit gestern haben wir wieder eine offene Tür bekommen, ich hoffe, dass wir bis zur Bundesliga-Clubkonferenz am Mittwoch das eine oder andere Signal bekommen, um zu wissen, wie wir weitermachen sollen", schilderte Salzburgs Kaufmännischer Geschäftsführer Stephan Reiter. Eine Aufrüttelung der Quarantäneregel bezeichneter er als "Schlüsselkriterium" für eine Liga-Fortsetzung.
22.000 Arbeitsplätze in Zusammenhang mit Fußball
Der 48-Jährige wies daraufhin, dass fast 22.000 Arbeitsplätze direkt oder indirekt mit dem Fußball zusammenhängen würden und dieser laut einer Studie 2017 mehr als 700 Millionen Euro und seit heuer über 800 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet habe. Umso unverständlicher sei es daher gewesen, dass bei der jüngsten Besprechung mit den Ministerien die verantwortlichen Minister nicht persönlich anwesend waren. Das stieß so manchem Ligaverantwortlichen genauso sauer auf wie die Tatsache, dass Sportminister Werner Kogler (Grüne) der Liga im Vorfeld durchaus positive Zeichen für eine Fortsetzung gegeben hatte.
Nun hofft man darauf, dass sich vielleicht auch die Erkenntnisse einer zuletzt aufgetauchten Studie der Universität Aarhus positiv auswirken könnten. Demnach sei das Infektionsrisiko bei einem Fußballspiel im Freien äußerst gering. Die "Bullen" haben diesbezüglich mittels eigener Analysten das Cup-Halbfinale gegen den LASK unter die Lupe genommen und dabei gemessen, wie oft der Eineinhalb-Meter-Radius in einem Spiel unterschritten wird. "Es sind natürlich unterschiedliche Werte, der höchste Wert geht rauf auf 8 bis 11 Minuten, durchschnittlich sind es um die acht Minuten, wo dieser Eineinhalb-Meter-Radius unterschritten wird. Das in Summe. Im Prinzip reduziert es sich eigentlich auf ein bis zwei Minuten, wo wirklich ein Face-to-Face-Kontakt in einem Spiel mit einem Spieler stattfindet", erläuterte Reiter.
„Weg von der emotionalen Diskussion"
Das seien alles Fakten. "Wir müssen auch ein bisschen weg von emotionalen Diskussionen und probieren mit einer Faktengrundlage mutige Entscheidungen zu treffen", so Reiter. Die aktuelle gesundheitliche Situation, die in allen Bereichen Lockerungen möglich gemacht hat oder machen wird, spricht für die Liga. "Wir haben hervorragende Zahlen und ich frage mich schon, wenn es jetzt nicht geht, was sollte im August oder September anders sein", so Reiter. Sollte man dann auch nicht spielen können, würde es nicht nur die österreichische Fußball-Landschaft, sondern auch die Teamsport-Club-Landschaft in der jetzigen Form defacto nicht mehr geben.
Salzburg wäre einer der wenigen Clubs, der einen Saisonabbruch finanziell aushalten würde. "Es geht genau um die Themen Klarheit, Planbarkeit und Perspektive. Wenn wir das nicht anbieten können, dann bricht das Modell zusammen. Einige Clubs werden es dann früher, andere später nicht mehr schaffen", skizzierte Kraetschmer. So weit soll es nicht kommen. "Ich bin zuversichtlich, wir werden das gemeinsam schaffen", so Kraetschmer. Davon geht auch Gerhard Struber aus, der damit rechnet, dass man in den nächsten Tagen Lösungen finden werde, um den Fußball wieder in Betrieb zu nehmen. "Es braucht jetzt mutige Entscheidungen", betonte der Barnsley-Coach. Sein Trainingsstart in England ist aktuell am 16. Mai geplant, im Juni soll in der League Championship im besten Fall dann auch wieder um Punkte gekämpft werden.
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