Bei einem Traditionsverein in der 1. Bundesliga oder 2. Liga zu arbeiten hat ganz besondere Reize. Jonas Boldt, Sportvorstand des Hamburger SV, erklärt die Besonderheit des Umfelds.
Was verbindet Eintracht Frankfurt, den 1. FC Köln, Schalke 04, den VfB Stuttgart oder den Hamburger SV? Es sind Mannschaften, die zu der Riege der Traditionsklubs gehören und von ihrem Umfeld leben. Nach fünf Niederlagen in Serie ruhig weiterarbeiten? Kaum möglich! Dafür aber nach vier Siegen in fünf Partien auf die Euphoriebremse treten? Ebenfalls nur sehr schwer zu meistern.
Boldt erklärt das Umfeld des HSV
Jonas Boldt musste dies in seiner kurzen Zeit beim HSV schon kennenlernen. Er sagte dem kicker: „Auf einen Klub mit einem emotional-kritischen Umfeld in einer schwierigen Situation. Aber eben auch auf einen Klub mit einer unglaublichen Wucht und Strahlkraft.“ Es ist diese Mischung, die die Arbeit bei Erfolg angenehm – und bei Niederlagenserien so unangenehm werden lässt.
Zwischen Depression und Euphorie besteht nur ein schmaler Grat
Boldt erklärte: „Die Ausschläge sind extrem, in beide Richtungen. Nach unserer Delle zum Hinrundenende hieß es, der HSV sei schlecht wie nie – weil der Klub in seiner ersten Zweitliga-Saison zur Winterpause mehr Punkte hatte. Nach unserem Rückrundenstart mit drei Siegen war es plötzlich wieder nur noch die Frage, mit wie vielen Punkten Vorsprung und an welchem Spieltag wir aufsteigen.“
Entweder schwarz oder weiß
Genau mit diesen Bewertungen müssen auch andere Verantwortliche von Traditionsklubs kämpfen: „Die Darstellung des HSV ist gefühlt nur schwarz und weiß.“ Für die Verantwortlichen bedeutet dies: Ruhe bewahren: „Entscheidend ist deshalb, dass sich unsere analytische Herangehensweise davon nicht beeinflussen lässt.“
Boldt nennt die Gründe
Der Sportvorstand des HSV sieht aber insgesamt „mehrer Gründe“ für diese emotionalen Achterbahnfahrten: „Einer ist sicher die große Vergangenheit, die wahnsinnigen Erfolge, vor mittlerweile aber fast 40 Jahren. In der Welt hatte Hamburg zwei Wahrzeichen: den Hafen und den HSV. So eine Vergangenheit weckt immer Sehnsüchte.“ Boldt sieht noch einen weiteren Aspekt in den zurückliegenden zehn Jahre, „in denen vieles gebröckelt ist“. Doch die Diskussionen zeigen ihm: „Aber auch jetzt gilt noch: Der HSV ist keinem egal.“
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