Nach der am Dienstag wegen der Coronavirus-Pandemie beschlossenen Verschiebung der Fußball-EM um ein Jahr evaluiert der ÖFB seine Pläne für die Endrunde im kommenden Jahr. Das Programm für das 2020 angesetzt gewesene Turnier hätte Ende Mai ein einwöchiges Trainingslager in Bad Tatzmannsdorf und das EURO-Basecamp in Seefeld vorgesehen. Ob man daran auch im kommenden Jahr festhält, ist offen.
ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold gab gegenüber der APA einen kleinen Ausblick: "Es wird alles zu beurteilen gelten, zum einen die Setups, die gebucht wurden, zum anderen, was es bedeutet, dass die EM ein Jahr später stattfindet."
Details werden wohl länger auf sich warten lassen, zumal der ÖFB auch Termine und Gegner im Rahmen der Vorbereitung auf das Turnier noch nicht kennt. "Es ist zu früh, um zu wissen, in welche Richtung wir gehen", sagte Neuhold. In den kommenden Wochen werde man über mögliche Änderungen im Vergleich zu den Plänen für 2020 beraten. "Das, was heuer für die Vorbereitung geplant war, war ein richtig gutes Paket. Aber wir werden grundsätzlich eine Schleife ziehen, reflektieren und so rasch wie möglich umsetzen, was wir als ideal erachten."
Vorerst aber gilt es, die Absagen der für heuer gebuchten Arrangements vorzunehmen. "Was das an Zusatzbelastungen kostet, wird man in Ruhe klären müssen, doch das hat in Zeiten wie diesen nicht oberste Priorität. Wir alle sollten jetzt einmal den Gesundheitsgedanken im Vordergrund tragen", meinte Neuhold.
Dennoch sind die wirtschaftlichen Folgen nicht von der Hand zu weisen, immerhin ist auch die Austragung des lukrativen Heim-Länderspiels gegen England am 2. Juni alles andere als gesichert. Neuhold: "Das Szenario steht im Raum, dass wir dieses Match nicht spielen können. Das würde den finanziellen Ausblick weiter verschlechtern."
Zudem muss der ÖFB nun ein Jahr länger auf die Millionen warten, die eine EM-Teilnahme bringt. "Der Schaden wird noch zu klären sein. Natürlich müssen wir unsere Budgets überarbeiten", erklärte Neuhold. Das EURO-Startgeld beträgt 9,25 Millionen Euro, für einen Sieg in der Gruppenphase gibt es 1,5 Mio. Euro, für ein Remis 0,75 Mio., für den Achtelfinaleinzug weitere zwei Mio. Euro.
Ins Trudeln kommen werde der größte Sport-Fachverband des Landes aber nicht, meint der Geschäftsführer. "Selbstverständlich spielt es für das Jahresergebnis 2020 eine Rolle, ob die EM-Erlöse dabei sind, aber es handelt sich wohl nur um eine Verschiebung von 2020 auf 2021. Daher sind die Einschnitte für uns mit Sicherheit schmerzhaft, stellen aber Stand jetzt keine existenzielle Bedrohung dar, sofern die avisierten Zahlungen der UEFA auch unverändert bleiben."
Anders stellt sich die Lage für die Vereine dar. "Das ist nicht bezifferbar, weil von der Bundesliga bis in die letzte Spielklasse Erlöse wegbrechen und sich dadurch ernste bis teilweise dramatische Situationen ergeben", betonte Neuhold.
Der Niederösterreicher hofft in diesem Zusammenhang auf Unterstützung durch die Politik, "damit das Gerüst des organisierten Fußballs nach der Krise so weiterbestehen kann wie zuvor, weil es wichtige gesellschaftspolitische Leistungen erbringt".
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