Zorc: Meistertitel für Dortmund in nächsten zehn Jahren
Borussia Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc hat dem FC Bayern München den Kampf angesagt und ein Meisterversprechen innerhalb der nächsten zehn Jahre abgegeben.
«Wenn ich eine Wette eingehen müsste, ob die Bayern in den nächsten zehn Jahren ausnahmslos immer Deutscher Meister werden, würde ich dagegen setzen», sagte Zorc in einem Doppel-Interview mit Schalkes Manager Christian Heidel der «Bild am Sonntag». Auf die Zusatzfrage, ob er auf den BVB setzen würde, meinte Zorc: «Auf wen denn sonst?».
Zorc wollte in den Interview auch eine Vertragsverlängerung mit Trainer Peter Stöger nicht ausschließen. «Wir haben immer gesagt, dass auch eine längere Zusammenarbeit mit Peter möglich ist. Wir sind ihm extrem dankbar. Wenn wir zurück in den Dezember schauen, hatten wir damals eine zweistellige Anzahl an Partien nicht gewonnen. Trotzdem hat es Peter geschafft, das hektische Umfeld zu beruhigen, vernünftige Abläufe und neue Abläufe in unser Spiel zu bringen», sagte Zorc.
Christian Heidel vom FC Schalke 04 räumte in dem Interview, das zwei Tage vor dem Revierderby geführt wurde, ein, dass die Zeit für eine Wachablösung im Revier noch nicht reif sei. «Wir können nicht in einem Jahr den Vorsprung aufholen, den sich Dortmund durch neun sehr erfolgreiche Jahre erarbeitet hat. Auf unserer Agenda steht nicht als erstes Ziel, dass wir den BVB überholen, sondern Schalke besser machen wollen. Aber: Jeder Knappe, auch ich, würde gerne vor Dortmund stehen.»
BVB will Schalke beim Spiel um Platz zwei überholen
Borussia Dortmund will in der Fußball-Bundesliga wieder die Vorherrschaft im Revier übernehmen und mit einem Sieg über den Rivalen Schalke 04 einen großen Schritt zur Teilnahme an der Champions League machen.
«Die Brisanz ist immer da, die Ausgangsposition macht es noch spannender», sagte BVB-Trainer Peter Stöger vor dem insgesamt 152. Revierderby am Sonntag in Gelsenkirchen.
Fünf Spieltage vor dem Saisonabschluss rangiert Schalke auf dem zweiten Tabellenplatz, Dortmund hat aber nur einen Zähler Rückstand und kann die «Königsblauen» überholen. «Wir müssen dagegenhalten, brauchen eine gute Laufarbeit, ein gutes Passspiel und spielerische Lösungen. Wenn nicht, wird es richtig schwer», erklärte Stöger.
Insbesondere nach dem 4:4 im Hinspiel, als der BVB eine 4:0-Halbzeitführung leichtfertig verspielte, sinnen die Borussen auf Revanche. «Das Hinspiel werden wir alle nie vergessen. Deshalb wollen wir erst recht gewinnen», sagte Mittelfeldspieler Nuri Sahin.
Schalke-Trainer Domenico Tedesco warnt indes davor, in allzu nostalgischen Erinnerungen an das Match am 13. Spieltag zu schwelgen. «Es ist ein komplett anderes Spiel. Wir brauchen Emotionen, aber auch einen klaren Kopf. Es ist einfach die Mutter aller Derbys», meinte Tedesco. Er muss auf Verteidiger Matija Nastasic, der sich am Kreuzband verletzt hat, verzichten.
Schalke will eine Woche nach der 2:3-Niederlage gegen den Hamburger SV ebenfalls auf Kurs Richtung Champions League bleiben. Tedesco erwartet, dass Nuancen über das Ergebnis entscheiden: «Es treffen zwei Mannschaften aufeinander, die unbedingt gewinnen wollen.»
Es gibt Momente in der Bundesliga, die sind sogenannte "instant classics" - Szenen, die noch im Akt des Geschehens Einzug in den Kanon des Fußball-Irrsinns finden. Das Tor des Schalker Verteidigers Naldo (im Bild) zum 4:4 in Dortmund in der Hinrunde dieser Saison ist so ein Moment. Selten war ein Fußballspiel in Deutschland so grotesk verlaufen wie jenes Revierderby Ende November.:Der BVB hatte S04 eine Halbzeit lang komplett dominiert, Tore von Aubameyang, ein Eigentor von Stambouli sowie weitere Treffer von Götze und Guerreiro führten zum 4:0. Ein Ergebnis, bei dem keiner mehr an ein Comeback der Schalker glaubte.
Und doch passierte es. Während Dortmund auf absurde Weise zusammenbrach, gewannen die Gäste mit jedem Tor an Gewissheit. 1:4, 2:4, 3:4 stand es, ehe jene 94. Minute eintrat, in der Naldo nach einer Ecke herangeschossen kam und seinen Schädel gegen den Ball wuchtete. 4:4. Vier! Zu! Vier! Und ganz Schalke feierte das Remis wie den größten Sieg, den der Klub jemals in einem Derby errungen hatte. Dortmund gegen Schalke, dieses Duell hat Geschichte, kein Fußballspiel lässt die Menschen im Pott so emotional werden wie dieses.
Es gibt im Ruhrgebiet einen Satz, der viel über die Mentalität der Menschen in dieser Region aussagt: "Woanders is' auch scheisse", diese Weisheit ist vor allem dann zu hören, wenn wieder einmal jemand meint, den Pott als trostlos zu kritisieren. Natürlich ist es im Revier alles andere als trostlos - es ist sogar richtig aufregend. Vor allem, wenn es um Fußball geht. Wenn Schalke auf Dortmund trifft, muss manchmal auch die Polizei ran (wie hier im Bild 2013). Zwischen Schwarzgelb und Königsblau herrscht bekanntlich eine, nunja, nicht ganz so dicke Freundschaft. Aber es trugen sich bei diesem "Clasico des kleinen Mannes" immer wieder Kuriositäten zu.
So war beispielsweise der 6. September 1969 ein legendärer Tag: Schalke spielte gegen Dortmund, Hansi Pirkner hatte gerade das 1:0 geschossen, die Freude bei Königsblau war überwältigend. Es herrschte ein solcher Jubel, dass einige übermütige Schalker Fans das Spielfeld stürmten. Man muss wissen: In der "Roten Erde", wie die Kampfbahn hieß, gab es damals noch keine Absperrung, für die Sicherheit waren Ordner mit Hunden zuständig.
So stürmte auch der fünfjährige Schäferhundrüde Rex aufs Feld: Er war zwar angeleint, trotzdem bekam er zwei Spieler zu fassen - Gerd Neuser wurde in den Oberschenkel gebissen, Friedel Rausch (im Bild als Trainer) in den Allerwertesten. Er spielte mit einer Tetanusspritze weiter, das Spiel endete 1:1. "Zwei Nächte konnte ich nur auf dem Bauch schlafen", erzählte Rausch später. "Die Narbe am Po ist ein Andenken für immer." Und die Biss-Szene wurde auch aufgrund des Fotos (hier zu sehen) zu einer der legendärsten der Bundesligahistorie.
Tatsächlich findet sich in keiner Fotodatenbank, die der SZ zur Verfügung steht, ein Bild von einem anderen, ebenso legendären Spiel (hier deshalb ein formschönes Symbolbild). Ungefähr so düster dürfte es damals am 12. November 1966 aber ausgesehen haben. Wegen undurchdringlichen Nebels spielte sich Dortmunds 6:2 gegen Schalke quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit ab. Nicht nur für die 42.000 Zuschauer, sondern auch für die Spieler war der Ball meist nur noch zu erahnen. Schiedsrichter Gerd Hennig ließ trotzdem weiterspielen und wird seitdem in Schalke "Nebelkerze" genannt.
In der Presse wurde sogar darüber gerätselt, wer die Torschützen waren. In einer Zeitung stand: "Verschiedene Leute gingen Bier trinken, andere bedauerten, dass sie kein Kartenspiel eingepackt hatten, und die Klügsten machten sich auf den Heimweg, weil sie nicht daran glaubten, daß sie einen der 23 Aktiven noch einmal zu sehen kriegen würden." Angeblich sollen für Dortmund Lothar Emmerich (gleich dreimal), Friedel Rausch (per Eigentor), Reinhold Wosab und Siegfried Held getroffen haben, für Schalke Gerd Neuser und Karl-Heinz Bechmann. So zumindest erzählten es sich die Kumpel in der Zeche.
Olaf Thon schlug eine Ecke, Thomas Linke verlängerte - und dann kam Jens Lehmann mit dem Kopf an den Ball: unhaltbar, Tor, welch ein Wahnsinn. Am 19. Dezember 1997 glückte dem Schalker Keeper (im hellen Trikot), was bis zu diesem Zeitpunkt noch keinem anderen Torhüter in der Bundesliga gelungen war: ein Treffer aus dem Spiel heraus. Das allein hätte schon gereicht für die Geschichtsbücher des Fußballs.
Dass ihm das Tor allerdings in der Nachspielzeit des Revierderbys glückte, macht die Szene zum mythischen Fußballstoff. Die Standardsituation, die zum Tor führte, hätte es übrigens gar nicht geben werden dürfen: Der Schalker Marc Wilmots war als Letzter am Ball gewesen. Jens Lehmann war es herzlich egal.
Fußball-Fans und ihre Fahnen, das sind meist ganz besondere Beziehungen - voller Stolz, Liebe und Leidenschaft. Besonders emotionsgeladen ist das Thema Fahnen auch beim großen Duell im Pott. 2006 klauten Schalker Fans das 60 Meter lange Südtribünen-Banner der Borussen-Fans - bis heute ist unklar, wo die Fahne geblieben ist. Im Juli 2011 drangen dann Schalker Fans erneut in das Dortmunder Stadion ein und hissten zwei S04-Fahnen über dem Schriftzug "Gelbe Wand Südtribüne Dortmund". Eine Vergeltungsaktion? Ein Dortmunder Fan hatte jedenfalls im Jahr zuvor in einer waghalsigen Aktion eine BVB-Fahne auf der Schalker Arena gehisst (im Bild) und damit für empörte Reaktionen gesorgt.
Vorschau
Aufstellung | |
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Fährmann - Stambouli, Naldo, Kehrer - D. Caligiuri, Bentaleb, M. Meyer, Oczipka - Harit, Goretzka - G. Burgstaller
Trainer: Tedesco
Bürki - Piszczek, Sokratis, Toprak, Schmelzer - Sahin, Dahoud - C. Pulisic, Reus, Philipp - Batshuayi
Trainer: Stöger
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Reservebank | |
Es fehlen | |
Sperren drohen | |
Spielinfos
Anstoß: So. 15.04.2018 15:30, 30. Spieltag - 1. Bundesliga
Stadion: Veltins-Arena, Gelsenkirchen
Schiedsrichter: Gräfe (Berlin)
Assistenten: Kleve (Köln), Sinn (Filderstadt)
Vierter Schiedsrichter: Schröder (Hannover)
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