So manch Mitglied eines Sportvereins dürfte aufgehorcht haben, als der Bundesrat vergangene Woche ankündigte, dass Trainings ab dem 11. Mai wieder erlaubt sind. Doch nachdem die verschiedenen Sportverbände jetzt ein Schutzkonzept erarbeitet und publiziert haben, winken viele Vereine ab. Die Hygienevorschriften sind schlichtweg zu streng, um den Trainingsbetrieb wieder aufnehmen zu können. Die meisten Sportlerinnen und Sportler müssen sich weiterhin in Geduld üben.
Der Schweizerische Fussballverband informierte seine Mitglieder am Montag über den Inhalt seines Schutzkonzeptes. Darin heisst es, dass ein Training nur in Kleingruppen bis zu fünf Personen und ohne Körperkontakt stattfinden darf. Die Zwei-Meter-Distanz muss eingehalten werden und pro 10 Quadratmeter darf sich eine Person aufhalten.
Während und nach dem Training müssen die Hände desinfiziert werden, Duschen auf dem Trainingsgelände ist untersagt. Die Trainingsanlage muss jeden Tag gereinigt werden und ein Covid-19-Beauftragter hat zu prüfen, ob die Regeln eingehalten werden.
Philipp Felber, Präsident des Fussballclubs Meggen im Kanton Luzern sagt: «Den Trainingsbetrieb unter diesen Bedingungen wieder aufzunehmen, wäre ein riesiger Aufwand. Das ist momentan nicht umsetzbar.» Für die Mitglieder der 22 Junioren- und 5 Erwachsenenteams ist das bitter. Nach zwei Monaten haben sich viele gewünscht, am 11. Mai endlich wieder auf dem Fussballplatz zu stehen.
Dazu Felber: «Das einzige Training, das unter Einhaltung des Schutzkonzepts möglich wäre, sind Übungen zur Steigerung der Kondition oder technische Drills. Das können unsere Mitglieder auch auf dem Vitaparcours im Wald machen.» Felber hofft, dass der Bundesrat im Juni weitere Lockerungen bekannt gibt, sodass ein Training im Verein mit machbarem Aufwand wieder möglich wird.
Auch Benjamin Benz, Geschäftsführer beim Zürcher FC Herrliberg findet die Voraussetzungen nicht die einfachsten. Aber er wolle es zumindest versuchen, selbst wenn die Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs mit grossem Aufwand verbunden sei. «Die Jugendlichen sollen die Möglichkeit haben, sich wieder sportlich zu betätigen», so Benz.
Der FC Herrliberg ist einer der grössten Clubs im Kanton. Ob jetzt die Trainings wieder beginnen oder nicht, habe aber nicht mit der Vereinsgrösse zu tun, sagt er. «Es ist eine Frage der Platzverhältnisse, der Struktur und der Logistik. Und auch, ob die Gemeinden kulant sind. Denn sie bestimmen, ob die Sportanlagen wieder öffnen oder eben nicht.»
Benz kann sich vorstellen, dass vorerst nur ein Teil der Mannschaften wieder trainiert und dass die Trainings anstatt 90 nur 60 Minuten dauern würden. Zuletzt müsse aber der Vorstand über diese Frage entscheiden. Die Diskussion sei noch ausstehend, sagt er.
Kompliziert klingt auch das Schutzkonzept für das Basketballtraining. Der nationale Verband hält unter anderem fest: «Alle Spieler müssen ein Desinfektionsmittel auf sich tragen. Alle benutzten Materialien müssen vor und nach dem Training desinfiziert werden. Jede Spielerin hat ihren eigenen Ball und wechselt ihn während des ganzen Trainings mit keiner anderen aus. Die Übungen finden ohne Gegner statt.»
Ähnliche Empfehlungen gibt der Dachverband des Schweizer Volleyballsports ab: Pro Feldhälfte dürfen maximal vier Spielerinnen trainieren, die benützte Infrastruktur muss nach dem Training gereinigt werden, es wird komplett ohne Körperkontakt gespielt. Für Claudio Becca, Präsident des Kantonsschulclubs Wiedikon in Zürich, ist klar, dass weder die Basketball- noch die Volleyballteams seines Vereins den Trainingsbetrieb wieder aufnehmen können: «Für einen Club wie unseren ist das Schutzkonzept schlicht nicht umsetzbar.» Ohne Körperkontakt lasse sich bei solchen Sportarten kaum trainieren.
«Ausserdem ist mir schleierhaft, wie man Materialien wie ein Volleyballnetz nach Benützung desinfizieren soll», so Becca. Entscheidend sei aber, dass Kantonsschulclubs wie der KSC Wiedikon so oder so nicht trainieren können, solange die Gymnasien und damit auch deren Sporthallen geschlossen bleiben. Becca: «Da sind uns die Hände gebunden.»
Einfacher sieht es für Nicht-Kontaktsportarten wie Tennis aus. Dort ist das vom Fachverband verabschiedete Schutzkonzept relativ einfach umsetzbar. Die Garderoben bleiben geschlossen, es wird nur mit eigenen Bällen gespielt, die benutzten Geräte müssen nach dem Training desinfiziert werden. Fussballerinnen, Basketballspieler, Volleyballerinnen oder auch Handballer und Unihockeyspielerinnen können wohl erst wieder richtig trainieren, sobald der Bundesrat die Abstandsregelung gelockert hat.
Nenhum comentário:
Postar um comentário