sexta-feira, 28 de abril de 2017

Braucht der FC Bayern einen 100-Millionen-Star?



Mit ihren schwarzen, durch glitzernde Steinchen verzierten Lederrucksäcken verschwanden sie in die Nacht von Madrid. Einer nach dem anderen, frisch geduscht und trotz des Thrillers gegen die Bayern kaum erschöpft: Álvaro Morata (24), James Rodríguez (25) und Isco (25). Die Einsatzzeiten der drei Real-Stars in Minuten: 0-0-71. Madrid konnte es sich erlauben, die Ausnahmekönner als Joker in der Hinterhand zu behalten. Nur Isco wurde gebraucht, da Gareth Bale (27) verletzt ausfiel.
Der Blick auf die gegnerische Auswechselbank gab Bayern-Trainer Carlo Ancelotti (57) zu denken. Reicht die Qualität im Kader der Münchner wirklich aus? Zumal die beiden Weltstars Philipp Lahm (33) und Xabi Alonso (35) ihre Karrieren beenden. Oder müssen die Bayern nun ran an das mit 190,3 Millionen Euro prall gefüllte Festgeldkonto? Die richtige Strategie für die Zukunft wird an der Säbener Straße in diesen Tagen heftig diskutiert.
Klar ist: Ein Umbruch muss vollzogen werden. Bis die von Uli Hoeneß gewünschten Talente aus der neuen Jugend-Akademie die Profis verstärken, dauert es noch Jahre. Brauchen die Münchner einen 100-Millionen-Euro-Star, um künftig nicht mehr vorzeitig in Europa zu scheitern?
Bei den Transfer-Ausgaben spielen die Bayern bisher mindestens eine Liga unter den meisten anderen europäischen Spitzenklubs. Bislang entsprach es nicht der Bayern-Politik, ins Wettbieten der Großvereine einzusteigen. „Super-Transfers passen nicht zu unserer Philosophie“, erklärte Kader-Planer Michael Reschke (59) zuletzt in der spanischen Zeitung „El País“. Der noch immer teuerste Transfer der Vereinsgeschichte datiert aus dem Jahr 2012, als Javi Martínez (28) für 40 Millionen Euro aus Bilbao kam.
Auch vor dieser Saison hielten sich die Bayern mit ihren 70 Millionen Euro Ausgaben im Vergleich zu Teams wie Juventus Turin (191,80 Mio.) oder Manchester City (213 Mio.) zurück. Ausgaben von über 100 Millionen für Neuzugänge sind in England schon die Regel. So investierte Manchester United vor der Saison 185 Millionen (u. a. 105 Mio. Pogba, 42 Mio. Mkhitaryan), Chelsea 132,80 Millionen (u. a. 35,8 Mio. Kante) und Arsenal 113 Millionen (u. a. 45 Mio. Xhaka, 41 Mio. Mustafi).
Selbst Abstiegskandidat Crystal Palace gab in der aktuellen Saison 100,3 Millionen Euro aus. Allerdings profitieren die Premier-League-Klubs von den enormen TV-Einnahmen. Aber auch Italiens Dauermeister Juventus Turin blätterte allein für Gonzalo Higuaín (29) 90 Mio. hin – und bekam einen Top-Stürmer, der wettbewerbsübergreifend in dieser Saison bislang 29 Tore schoss.
„Das Problem ist, dass keine guten Spieler in diesem Markt verkauft werden“, sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge im italienischen „Corriere dello Sport“: „Entweder musst du eine Summe jenseits jeglicher Realität zahlen, oder du bekommst sie nicht.“
Ancelotti will öffentlich keine großen Forderungen stellen, erklärte noch am Freitag mit Blick auf den Transfersommer zurückhaltend: „Es wird bei uns keine Revolution geben.“ Dennoch steht für ihn fest: Für große Titel braucht er Qualität. Und die hat ihren Preis.
Auf Bayerns Einkaufsliste stehen: ein zweiter Stürmer hinter dem 28-jährigen Robert Lewandowski (ein Ersatz wurde im Viertelfinale gegen Real schmerzlich vermisst), ein zentraler Mittelfeldspieler, auf Sicht ein Alternative für Arjen Robben (33) und Franck Ribéry (34), dazu womöglich ein Rechtsverteidiger. Welche Spieler wären überhaupt zu haben, würden die Bayern richtig investieren?
Einen Spieler wie Álvaro Morata würde Ancelotti mit Kusshand nehmen. Der 1,89 Meter große Stürmer, der auch außen spielen kann (und somit nicht nur Ersatz für Lewandowski wäre), wird bei transfermarkt.de mit einem Marktwert von 40 Millionen gehandelt, dürfte tatsächlich aber noch teurer sein. Atléticos Antoine Griezmann (26), der als hängende Spitze auch über außen kommen kann, hat eine Klausel im Vertrag. Sein Preisschild: 100 Millionen Euro.
Günstiger wäre Arsenals Alexis Sánchez (28). Die explosive Spielweise des Chilenen beeindruckt die Bayern-Bosse schon lange, er wäre wegen seines 2018 auslaufenden Vertrags etwas „preiswerter“, würde aber trotzdem mindestens 40 Millionen kosten. Unbezahlbar, selbst wenn die Bayern die Geldschatulle öffnen, wären: Juves Star-Angreifer Paulo Dybala (23), der seinen Vertrag bis 2022 verlängerte, sowie Monacos Shootingstar Kylian Mbappé (18), der bald der teuerste Spieler der Welt werden könnte.
Einen erschwinglichen Stürmer nennt Huub Stevens im Gespräch mit SPORT BILD: Kasper Dolberg von Ajax Amsterdam (19 Jahre/Vertrag bis 2021/8 Mio. Marktwert). „Den Jungen finde ich hervorragend. Er spielt wie Lewandowski“, sagt Stevens: „Viel Technik, Schnelligkeit, kopfballstark – und ein ganz junger Bursche.“
Auf der offensiven Außenposition besteht definitiv Bedarf. Bayerns Meistertrainer Ottmar Hitzfeld sagt zu SPORT BILD: „In ein, zwei Jahren stellt sich die Frage: Wer wird Nachfolger von Robben und Ribéry, die ja noch Weltklasse sind? Baut man dann junge Spieler aus dem eigenen Kader auf? Das Problem: Douglas Costa (26; d. Red.) und Kingsley Coman (20; fest verpflichtet) haben bislang noch nicht die Konstanz gezeigt. Ich weiß nicht, ob sie das Niveau Weltklasse erreichen können. Wenn das nicht der Fall sein sollte, muss man auch auf diesen Positionen wieder einen großen Transfer machen.“
Auf der Einkaufsliste steht ein zentraler Mittelfeldspieler. Paris-Star Marco Verratti (24) ist ein Wunschspieler von Ancelotti, wurde intern aber bereits als zu teuer abgelehnt. Die mögliche Ablöse beliefe sich auf rund 80 Mio. Euro. Auch Monaco-Star Tiemoué Bakayoko (22), der u. a. gegen Dortmund vor den Augen von Kader-Planer Reschke glänzte, stach Ancelotti früh in der Saison ins Auge. Der Sechser machte diese Saison sein erstes Länderspiel für Frankreich, wäre aber wahrscheinlich (noch) etwas preiswerter als Leipzigs Shootingstar Naby Keïta (22), auf den die Bayern längst aufmerksam geworden sind. Da Leipzig nicht unbedingt auf Transfereinnahmen angewiesen ist, würde Keïta mindestens 50 Millionen Euro kosten.
Aber auch die Rechtsverteidiger-Position ist eine Baustelle. Vertraut Ancelotti hier tatsächlich, wie von den Vereins-Oberen gewünscht, Joshua Kimmich (22)? „Wir wollen es mit Joshua in der neuen Saison probieren“, beteuert der Trainer, klingt aber selbst nicht wirklich überzeugt. Bislang bevorzugt der Italiener als Lahm-Ersatz Rafinha (31). Eine Traumlösung wäre Reals Daniel Carvajal (25). Der wohl begehrteste Rechtsverteidiger ist jedoch nicht auf dem Markt – selbst bei einer Summe von 70 Millionen würden die Real-Bosse wohl nur müde lächeln.
Nach dem Aus gegen Real fragte SPORT BILD bei Thomas Müller (27) nach: War das die letzte Chance für eine große Generation, den Titel in der Königsklasse zu holen? „Das ist Käse“, antwortete Müller prompt: „Der FC Bayern wird auch in den nächsten Jahren stark sein.“
Dafür ist jedoch möglicherweise ein Strategiewechsel in der Transferpolitik vonnöten. Der FC Bayern kann es sich nicht mehr leisten, Spieler zu Stars auszubilden – für den großen Wurf müssen echte Stars kommen. Der erste 100-Mio.-Mann der Bundesliga-Geschichte?

Nenhum comentário:

Postar um comentário