sexta-feira, 4 de novembro de 2016

Fußballlegende Uwe Seeler feiert 80. Geburtstag


Idol, Vorbild, einer für alle: Uwe Seeler ist bis heute der große Stolz des Hamburger Fußballs und zu einer Legende geworden. Am heutigen Samstag feiert "Uns Uwe" seinen 80. Geburtstag.

Uwe Seeler kramt in der Brusttasche seines Jackets, sein Smartphone klingelt. Mal wieder. "Schön, nech?", fragt er, bevor er rangeht, und tippt mit seinem typischen Seeler-Grinsen auf die HSV-Raute auf der Rückseite: "Die hat meine Frau darauf geklebt." Seeler feixt wie ein kleiner Junge. Auch in der größten Krise der Vereinsgeschichte trägt er seinen Klub wie kein Zweiter im Herzen.

Seeler lacht viel dieser Tage, aus jeder Pore dringt pure Lebensfreude. Das große Hamburger Fußball-Idol genießt die Zeit mit seiner Frau Ilka und den sieben Enkelkindern. Alles könnte perfekt sein, wäre da nicht der schleichende Niedergang seines sportlichen Erbes, der kurz vor Seelers 80. Geburtstag am Samstag mal wieder auf die Stimmung drückt.

"Zurzeit sieht es ziemlich bedrohlich aus", sagt Seeler, legt die Stirn in Falten und appelliert angesichts des schlechten Saisonstarts (zwei Punkte aus neun Spielen) an die Ehre der HSV-Spieler: "So wie in den letzten Spielen kann man sich eigentlich nicht präsentieren. Man darf ja nicht vergessen, dass es gut bezahlte Vollprofis sind. Da darf man zumindest erwarten, dass die Spieler anderthalb Stunden kämpfen, laufen und marschieren."
Seeler legt den Finger in die Wunde. Und Seeler darf das. Auf dem Feld war er in seinen 476 Partien für den HSV und 72 Länderspielen für Deutschland stets vorbildlicher Kämpfer und Vollstrecker, abseits gilt er seit jeher als Musterbeispiel für Bodenständigkeit und Bescheidenheit. Seeler, einer der besten Mittelstürmer seiner Zeit, verkörperte stets jene Werte, die vielen Profis in der heutigen Zeit abgehen. Zwischen 1953 und 1972 verbreitete sein Name bei den gegnerischen Abwehrspielern Angst und Schrecken. Er war nicht elegant, aber er hatte unendliche Kraft. Uwe krempelte die Ärmel hoch, er arbeitete Fußball, er kämpfte, wühlte, biss, wollte. Er warf sich in den Dreck und verkörperte die Werte der jungen Bundesrepublik nach dem Krieg – Einsatz, Fleiß und ehrliche Arbeit. Was für die deutsche Industrie das "Made in Germany" war, das war Seeler für den deutschen Fußball. Dafür lieben sie ihn noch heute.

Uwes Art ist das direkte Ergebnis der Lehren seines Vaters. Der war Schutenführer im Hafen, ein Knochenjob, und predigte die Dreifaltigkeit im Hause Seeler: Bleib anständig, arbeite hart und respektiere deine Mitmenschen! "Wenn Ihr verrückt spielt, dann kriegt Ihr ein paar an die Ohren. Geld ist nicht alles", habe Vadder Erwin ihm und seinem Bruder eingeimpft, sagt Uwe: "Wir sind stinknormal – und das ist wunderbar. Es ist das Schönste, was man sich überhaupt wünschen kann."

Seit 57 Jahren ist er ohne Skandale mit seiner geliebten Ilka verheiratet, er fuhr nie die größten Autos und schätzt Steckrübeneintopf, Kartoffelsuppe und Grünkohl. "Er ist eigentlich viel zu gut für diese Welt", sagte Jochen Meinke, Kapitän der Hamburger Meistermannschaft von 1960: "Uwe ist immer gutmütig geblieben." Seit 1958 wohnt Seeler im selben Bungalow in Ochsenzoll.

Uwe Seeler wird mit Sympathie fast zugeschüttet. Ein kleiner Auszug seiner Ehrungen und Verdienste: als erster Sportler überhaupt erhielt er das große Bundesverdienstkreuz, er ist Hamburger Ehrenbürger, Ehrenspielführer der Nationalmannschaft, war dreimal Fußballer des Jahres und erster Bundesliga-Torschützenkönig. Vor dem Hamburger Stadion steht sein rechter Fuß, in Bronze gegossen und vier Tonnen schwer.

Trotz seiner unzähligen Tore für den HSV und die Nationalmannschaft bleiben besonders zwei Spiele für immer mit Uwe Seeler verbunden. Nur sechs Monate nach einem Achillessehnenriss im Februar 1965 schoss der "Dicke" Deutschland gegen Schweden (2:1) zur WM nach England. Und bei der WM in Mexiko 1970 erzielte er seinen legendärsten Treffer – gegen England mit dem Hinterkopf.

Weltmeister wurde er dennoch nicht, wie 1966, als er im sagenumwobenen Finale von Wembley gegen England auf dem Platz stand. "Wenn man vier Weltmeisterschaften spielt, dann ist das ganz klar, dass man gerne auch mal Weltmeister geworden wäre. Sonst würde man lügen", sagt Seeler heute: "Aber es ging ja für mich weiter."

Nur einmal traf "Uns Uwe" eine unglückliche Entscheidung, als er sich 1995 zum Präsidenten seines HSV wählen ließ. Finanzskandale und sportliche Misserfolge kratzten an seinem bis dahin makellosen Image. Enttäuscht von alten Weggefährten trat er 1998 zurück. Als Fehler bezeichnet er seine Entscheidung rückblickend nicht, selbstverständlich auch nicht seine legendäre Absage an Helenio Herrera. Damals 500 000 Mark Jahresgehalt netto, eine Villa und ein Auto offerierte ihm der Coach von Inter Mailand im Frühjahr 1961 – doch Seeler sagte ab und blieb seinem HSV treu: "Heute bin ich froh, dass ich es so gemacht habe."

Was er sich zu seinem Ehrentag wünscht? "Ich persönlich will nur gesund bleiben, damit ich noch ein paar schöne Jahre hab", sagt Seeler: "Zum 80. Geburtstag kann man sich nichts Besseres wünschen."
Uwe Seeler kramt in der Brusttasche seines Jackets, sein Smartphone klingelt. Mal wieder. "Schön, nech?", fragt er, bevor er rangeht, und tippt mit seinem typischen Seeler-Grinsen auf die HSV-Raute auf der Rückseite: "Die hat meine Frau darauf geklebt." Seeler feixt wie ein kleiner Junge. Auch in der größten Krise der Vereinsgeschichte trägt er seinen Klub wie kein Zweiter im Herzen.

Seeler lacht viel dieser Tage, aus jeder Pore dringt pure Lebensfreude. Das große Hamburger Fußball-Idol genießt die Zeit mit seiner Frau Ilka und den sieben Enkelkindern. Alles könnte perfekt sein, wäre da nicht der schleichende Niedergang seines sportlichen Erbes, der kurz vor Seelers 80. Geburtstag am Samstag mal wieder auf die Stimmung drückt.

"Zurzeit sieht es ziemlich bedrohlich aus", sagt Seeler, legt die Stirn in Falten und appelliert angesichts des schlechten Saisonstarts (zwei Punkte aus neun Spielen) an die Ehre der HSV-Spieler: "So wie in den letzten Spielen kann man sich eigentlich nicht präsentieren. Man darf ja nicht vergessen, dass es gut bezahlte Vollprofis sind. Da darf man zumindest erwarten, dass die Spieler anderthalb Stunden kämpfen, laufen und marschieren."

Seeler legt den Finger in die Wunde. Und Seeler darf das. Auf dem Feld war er in seinen 476 Partien für den HSV und 72 Länderspielen für Deutschland stets vorbildlicher Kämpfer und Vollstrecker, abseits gilt er seit jeher als Musterbeispiel für Bodenständigkeit und Bescheidenheit. Seeler, einer der besten Mittelstürmer seiner Zeit, verkörperte stets jene Werte, die vielen Profis in der heutigen Zeit abgehen. Zwischen 1953 und 1972 verbreitete sein Name bei den gegnerischen Abwehrspielern Angst und Schrecken. Er war nicht elegant, aber er hatte unendliche Kraft. Uwe krempelte die Ärmel hoch, er arbeitete Fußball, er kämpfte, wühlte, biss, wollte. Er warf sich in den Dreck und verkörperte die Werte der jungen Bundesrepublik nach dem Krieg – Einsatz, Fleiß und ehrliche Arbeit. Was für die deutsche Industrie das "Made in Germany" war, das war Seeler für den deutschen Fußball. Dafür lieben sie ihn noch heute.

Uwes Art ist das direkte Ergebnis der Lehren seines Vaters. Der war Schutenführer im Hafen, ein Knochenjob, und predigte die Dreifaltigkeit im Hause Seeler: Bleib anständig, arbeite hart und respektiere deine Mitmenschen! "Wenn Ihr verrückt spielt, dann kriegt Ihr ein paar an die Ohren. Geld ist nicht alles", habe Vadder Erwin ihm und seinem Bruder eingeimpft, sagt Uwe: "Wir sind stinknormal – und das ist wunderbar. Es ist das Schönste, was man sich überhaupt wünschen kann."

Seit 57 Jahren ist er ohne Skandale mit seiner geliebten Ilka verheiratet, er fuhr nie die größten Autos und schätzt Steckrübeneintopf, Kartoffelsuppe und Grünkohl. "Er ist eigentlich viel zu gut für diese Welt", sagte Jochen Meinke, Kapitän der Hamburger Meistermannschaft von 1960: "Uwe ist immer gutmütig geblieben." Seit 1958 wohnt Seeler im selben Bungalow in Ochsenzoll.

Uwe Seeler wird mit Sympathie fast zugeschüttet. Ein kleiner Auszug seiner Ehrungen und Verdienste: als erster Sportler überhaupt erhielt er das große Bundesverdienstkreuz, er ist Hamburger Ehrenbürger, Ehrenspielführer der Nationalmannschaft, war dreimal Fußballer des Jahres und erster Bundesliga-Torschützenkönig. Vor dem Hamburger Stadion steht sein rechter Fuß, in Bronze gegossen und vier Tonnen schwer.

Trotz seiner unzähligen Tore für den HSV und die Nationalmannschaft bleiben besonders zwei Spiele für immer mit Uwe Seeler verbunden. Nur sechs Monate nach einem Achillessehnenriss im Februar 1965 schoss der "Dicke" Deutschland gegen Schweden (2:1) zur WM nach England. Und bei der WM in Mexiko 1970 erzielte er seinen legendärsten Treffer – gegen England mit dem Hinterkopf.

Weltmeister wurde er dennoch nicht, wie 1966, als er im sagenumwobenen Finale von Wembley gegen England auf dem Platz stand. "Wenn man vier Weltmeisterschaften spielt, dann ist das ganz klar, dass man gerne auch mal Weltmeister geworden wäre. Sonst würde man lügen", sagt Seeler heute: "Aber es ging ja für mich weiter."

Nur einmal traf "Uns Uwe" eine unglückliche Entscheidung, als er sich 1995 zum Präsidenten seines HSV wählen ließ. Finanzskandale und sportliche Misserfolge kratzten an seinem bis dahin makellosen Image. Enttäuscht von alten Weggefährten trat er 1998 zurück. Als Fehler bezeichnet er seine Entscheidung rückblickend nicht, selbstverständlich auch nicht seine legendäre Absage an Helenio Herrera. Damals 500 000 Mark Jahresgehalt netto, eine Villa und ein Auto offerierte ihm der Coach von Inter Mailand im Frühjahr 1961 – doch Seeler sagte ab und blieb seinem HSV treu: "Heute bin ich froh, dass ich es so gemacht habe."

Was er sich zu seinem Ehrentag wünscht? "Ich persönlich will nur gesund bleiben, damit ich noch ein paar schöne Jahre hab", sagt Seeler: "Zum 80. Geburtstag kann man sich nichts Besseres wünschen."


  1. Einsatz, Fleiß und ehrliche Arbeit – Uwe Seeler (rechts; 1963 beim DFB-Pokal-Finale gegen Borussia Dortmund) verkörperte als Spieler die Werte der jungen Bundesrepublik nach dem Zweiten Weltkrieg. Foto: dpa
  2. 476 Spiele für den HSV und 72 für die Nationalmannschaft bestritt Uwe Seeler. Foto: dpa


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