Zu diesem ausführlichen Gespräch, zu lesen in der Print-Montagsausgabe des kicker (auch digital abrufbar als eMagazine), erscheint Herbert Hainer mit Maske. Während des Interviews in der Klubzentrale wird die wegen Corona vorgeschriebene räumliche Distanz eingehalten. Der 65-jährige ist nun ein halbes Jahr als FCB-Präsident im Amt und musste zuvor in seinem Berufsleben als Vorstandsvorsitzender von Adidas bereits einige heikle wirtschaftliche Situationen bewältigen, etwa 2001, als die Internetblase platzte oder 2008 bei der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise. "Wir kamen als Unternehmen immer gestärkt aus der jeweiligen Krise heraus - das wird uns auch beim FC Bayern gelingen. Ich bin sicher", so Hainer, "ich kann auch hier meinen Beitrag dazu leisten."
Diese Krise wird und muss laut Hainer ein Umdenken in der Gesellschaft bewirken, die Digitalisierung werde beschleunigt, die Arbeitswelt sich stark verändern. Außerdem hofft er, dass dieses Umdenken auch im Fußball stattfinden wird. "Wir vom FC Bayern haben uns fest vorgenommen, dazu Anstöße zu geben in Zusammenarbeit mit der DFL und den Verbänden", sagt er. Hainer sieht in der Krise "die Chance, über Auswüchse im Fußball nachzudenken und über sie zu diskutieren, um es in Zukunft besser zu machen". Nachhaltigkeit und Ökologie im Fußball sind für ihn weitere Ansatzpunkte.
Hainer ist zwar der Meinung, dass auch im Fußball der Markt vieles regle und dass dies gut sei. "Aber bis zu einer gewissen Grenze. Es muss Leitplanken der sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung geben. Dafür stehe ich." Und genau solche Limits seien auch bei Spielertransfers und Gehaltsvorstellungen zu setzen, so Hainer: "Schon in der Vergangenheit merkten Berater: Der FC Bayern kann auch einmal Nein sagen, wenn wir meinen, dass gewisse Dinge nicht zu rechtfertigen sind. Wenn etwas zu weit führt, sagen wir Nein."
Ich sehe in der Krise die Chance, über Auswüchse im Fußball nachzudenken und über sie zu diskutieren, um es in Zukunft besser zu machen.
Der Bayern-Präsident verweist zugleich auf finanzielle Kontinuität und das sportliche Konzept der Münchner, wenn es um Transfers und Vertragsverhandlungen geht. "Wir sind einer der sportlich erfolgreichsten und wirtschaftlich stabilsten Vereine der Welt, keiner verbindet Sport und Wirtschaft so effizient wie wir", erklärt Hainer und betont: "Jeder Spieler, der hier spielt, sollte sich glücklich schätzen. Wir sind in der Lage, auch in Corona-Zeiten mit unseren Topspielern zu verlängern und den Mitarbeitern das volle Gehalt auszuzahlen."
Klubführung wollte Manuel Neuer nicht beschädigen
Auch zur jüngst so heiß diskutierten Vertragsverlängerung Manuel Neuers bezieht er eine klare Position. So manchem Fußball- und sogar Bayern-Fan gefällt Neuers angebliche Gehaltsvorstellung nicht, manche verurteilen ihn gar als Raffzahn. "Das sehe ich bei Manuel nicht, ich habe ihn nie so erlebt. Und ich glaube nicht, dass es vermessen ist, wenn jemand seine Vorstellung vorträgt", erklärt Hainer. Er sieht Neuers Image mit dieser öffentlichen Debatte auch nicht beschädigt: "Sollte Manuel dieses Gefühl gehabt haben, kann ich nur betonen, dass aus der Klubführung keiner beabsichtigt hat, ihn zu beschädigen. Wir wollen ihn weiter an uns binden."
Auch zukünftige Topstars soll es weiterhin an der Isar geben. "Unser Ziel ist, immer eine Mannschaft zu haben, die die Champions League gewinnen kann. Dazu haben wir den Jugendbereich ausgebaut. Zudem werden wir versuchen, nach Möglichkeit und Bedarf Jahr für Jahr einen internationalen Star zu holen. Das", so Hainer selbstbewusst, "werden wir schaffen".
Wie Herbert Hainer die Zeit in der Quarantäne verbringt, was er sportlich mit Franck Ribery gemein hat, warum die Bundesliga seiner Meinung nach gestärkt aus der Pandemie hervorgehen wird und was er über Chef-Coach Hansi Flick, Hasan Salihamidzic, Oliver Kahn und den Schatten seines Vorgängers Uli Hoeneß denkt, lesen Sie in der Montagsausgabe des kicker
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