segunda-feira, 1 de maio de 2017

Tuchel und der BVB - das ist keine „echte Liebe“



Thomas Tuchel hat den BVB ins Pokalfinale geführt. Die Champions League scheint nicht in Gefahr. Eine Verlängerung seines Vertrags bleibt ungewiss. Warum die BVB-Macher nicht warm werden mit dem Coach.

Ein Truck voller bierseliger Fußballprofis, ein feierwütiger Trainer mit Sonnenbrille, um die Spuren einer durchzechten Nacht zu kaschieren, und Hunderttausende Menschen, die ihnen zujubeln. Das ist emotionalste Szenario, was sich Fans von Borussia Dortmund wünschen können – ein Triumphzug durch die Innenstadt mit drei Extrarunden um den Borsigplatz, 

Gründungsstätte des BVB. Am 28. Mai könnte es wieder so weit sein, vorausgesetzt, die Dortmunder gewinnen am Tag zuvor im DFB-Pokal das Endspiel gegen Eintracht Frankfurt. Es wäre der erste Titel für den Traditionsverein seit fünf Jahren – und der erste Titel für Thomas Tuchel als Profitrainer.
„Echte Liebe“ auf den zweiten Blick? Romantiker würden sich so eine Wendung wünschen. Doch es ist auch möglich, dass Tuchel trotz des Pokalgewinns samt dazugehöriger Feier nur einen Tag danach mit Hans-Joachim Watzke, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung des BVB, und Michael Zorc, dem Sportdirektor, zusammensitzen und über seine Zukunft reden wird. Und dass dann entschieden wird, dass Tuchels Vertrag, der lediglich noch eine weitere Saison läuft, trotzdem nicht vorzeitig verlängert wird.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass es zu einer Verlängerung kommt“, sagt Jürgen Kohler. Der Weltmeister von 1990, einer der Protagonisten beim Gewinn der Champions League 1997, dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte, ist nach wie vor ein intensiver Beobachter des BVB und im Verein gut vernetzt.

BVB bestraft Bayerns Fahrlässigkeit

Er hört viel Skepsis, wenn es um die Frage geht: Bleibt Tuchel länger beim BVB oder wird zum Saisonende zumindest das Ende der Zusammenarbeit beschlossen? „Ich glaube, was die fachliche Qualität der Arbeit von Thomas Tuchel angeht, hat es noch nie Probleme gegeben. Alles andere wird in Gesprächen geklärt werden“, sagt Watzke.
Wenn es um dieses Thema geht, ist der 57-Jährige wider sein Naturell defensiv. Die offene Zukunft des ungeliebten Trainers ist ein Reizthema, das der Verein aktuell vermeiden möchte. Denn obwohl die Borussen am vergangenen Mittwoch mit dem 3:2-Sieg im Halbfinale des DFB-Pokals den Münchner Bayern einen Wirkungstreffer versetzt haben, ist es noch nicht sicher, ob es auch eine erfolgreiche Saison wird. Dies wäre nur der Fall, wenn am Ende die direkte Qualifikation für die Champions League stehen würde und – seit Mittwoch - der Pokal. „Noch ist nichts passiert“, so Watzke.

BVB hat das Potenzial für Meisterschaft und Champions League

Von der Stärke der eigenen Mannschaft, die gegen Frankfurt als Favorit ins Finale geht, ist jedoch nicht nur Watzke überzeugt. Das Team ist jung, stark und extrem entwicklungsfähig. „Die Dortmunder sind national und international sehr konkurrenzfähig“, sagt Kohler, der glaubt, dass der BVB in der kommenden Saison auch wieder ein ernst zu nehmender Herausforderer der Bayern im Kampf um die Meisterschaft sein kann: „Es wäre schrecklich für den deutschen Fußball, wenn das nicht so sein sollte.“

Tuchel - „Enormer, ganz besonderer Stellenwert“

Was sich in der laufenden Saison andeutet, könnte sich in den kommenden Jahren verstetigen: Mit den Ausnahmetalenten Ousmane Dembélé, Christian Pulisic und Raphael Guerreiro, den gestandenen Nationalspielern Marco ReusMario Götze und André Schürrle sowie den bereits feststehenden Ergänzungen Mahmoud Dahoud und Ömer Toprak, die für jeweils zwölf Millionen Euro Ablöse verpflichtet wurden, könnte der BVB tatsächlich ein Titelkandidat werden – nicht nur im Pokal, sondern auch in der Bundesliga und in der Champions League.
Die Mannschaft hat auf Sicht möglicherweise sogar bessere Perspektiven als die, mit der Jürgen Klopp, Tuchels Vorgänger, 2011 die Meisterschaft und 2012 das Double gewann. Denn sie wird im Gegensatz zu dem Team, das Klopp geformt hat, wohl weitestgehend auf Jahre zusammenbleiben – lediglich der Abgang von Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang könnte irgendwann drohen. Dies sei aber auch „die einzige Personalie, die sich in näherer Zukunft stellen könnte“, so Watzke. Doch selbst dann bestehe eine gute Möglichkeit der Kompensation: Der Mann aus Gabun, einer der besten Bundesliga-Torjäger, steht noch bis 2020 in Dortmund unter Vertrag. Die Ablöse für ihn dürfte kaum unter 60 Millionen Euro liegen.
Die Zukunft in Dortmund erscheint strahlend hell. Der Prestigeerfolg von München könnte für die Mannschaft zudem ein Entwicklungsbeschleuniger sein. „Die jungen Spieler haben gesehen, dass sie auch auf diesem Niveau gegen einen Topgegner mithalten können. Diese Erfahrung ist extrem wichtig“, sagt Kohler. Für Watzke dagegen war der Sieg bei den Bayern der Beleg dafür, dass sie beim BVB wieder auf dem richtigen Weg sind – zurück in die Spitze. „Ich sehe mich in meiner Einschätzung bestätigt, dass die Mannschaft ein sehr großes Potenzial hat. Das klang bei dem einen oder anderen ja auch schon etwas anders“, sagt er.

„Der Umbruch ist vollzogen“

Anders haben dies zum einen die Kritiker gesehen, die dem Ligazweiten der Vorsaison nach den Abgängen von Mats Hummels, Ilkay Gündogan und Henrikh Mkhitaryan im vergangenen Sommer höchstens noch gehobenes Mittelmaß prognostiziert hatten – aber auch Tuchel, der mehrmals betont hatte, dass nach dem Umbruch eine längere Phase der Instabilität in Kauf zu nehmen sei. „Vielleicht muss da ein Umdenken stattfinden“, hatte er vor zwei Monaten noch gesagt und dafür plädiert, die Erwartungen zu reduzieren: „Es wäre hilfreich, wenn das mal durchsickern würde.“
Darüber hatte sich Watzke geärgert – und er tut es offenbar immer noch. „Ich sehe den Umbruch als vollzogen an“, hatte er bereits in der Winterpause erklärt und wiederholte es nach dem Triumph von München noch einmal.
Doch nicht nur in der Einschätzung des Entwicklungstempos der Mannschaft gab es einen Dissens. Die handelnden Personen begegnen sich grundsätzlich mit Skepsis. Tuchel hat seinen Teil dazu beigetragen: Durch seine Auffassungen, die er intern sehr offensiv vertritt, durch sein Zerwürfnis mit Chefscout Sven Mislintat oder seine personellen Rochaden, die es der Mannschaft in der Hinrunde nicht leicht gemacht hatten, ihren Rhythmus zu finden.
Es gibt konkrete Gründe, warum das Verhältnis zwischen Vereinsführung und Trainer nicht so ist, wie es sein sollte. Und die haben wenig damit zu tun, dass sich Watzke und Zorc nach Klopp, mit dem sie auch freundschaftlich verbunden waren, zurücksehnen, wie es eine derzeit gängige Kritikerthese nahelegt. Watzke und Zorc wünschen sich keinen neuen Skatpartner, sondern einen Trainer, mit dem sie bei inhaltlichen und strategischen Fragen auf einer Wellenlänge liegen. Mit Tuchel war dies nicht immer der Fall. Und dies belastete das Arbeitsklima.
Selbst in Zeiten der größten Herausforderung gelang es den drei Verantwortlichen nicht, eine gemeinsame Wellenlänge zu finden. Nach dem Bombenanschlag auf das Team vor zweieinhalb Wochen solidarisierte sich Tuchel mit der Mannschaft und kritisierte die schnelle Neuansetzung des Champions-League-Spiels gegen Monaco, das keine 24 Stunden nach dem Attentat nachgeholt wurde.

Vertragsverlängerung ist ungewiss

Die traumatisierten Spieler mussten spielen, obwohl sie sich dazu kaum in der Lage sahen. „Wir fühlten uns komplett übergangen, als es hieß: ,Morgen seid ihr dran‘“, hatte er gesagt und den europäischen Verband Uefa attackiert. Dafür bekam er viel Beifall. Watzke, der als Vereinsvertreter Teil des Krisenstabes war, der den Nachholtermin beschlossen hatte, erklärte dagegen mit Verweis auf den Terminkalender: „Es gab dazu keine Alternative.“
Wenig öffentliche Erwähnung fand zudem, dass es Watzke war, der es den Profis freigestellt hatte, ob sie unter diesen Umständen spielen wollen oder nicht. Wie auch die Tatsache, dass er vergeblich um einen späteren Termin gekämpft hatte, was jedoch an Monacos Veto scheiterte. In Erinnerung blieb Tuchels Aussage, er habe per SMS von der Entscheidung erfahren.
Es ist schwer abzuschätzen, ob es trotz dieser Gemengelage für Tuchel auch über 2018 hinaus in Dortmund weitergehen wird. Dabei wird die Zustimmung der Fans für Tuchels einfühlsamen Umgang mit den Spielern in den vergangenen Wochen auch von Watzke registriert. Wie natürlich auch der Einzug ins Pokalfinale, zu dem der Trainer mit seiner taktischen Umstellung zur Halbzeitpause beigetragen hat.
„Alles was wir tun, hat immer einen Einfluss darauf, wie wir Trainer beurteilt werden und wie dann Gespräche geführt werden – über eine Verlängerung oder auch nicht“, sagte Tuchel am Freitag auf die Frage, ob er glaube, dass ihn die jüngsten Ereignisse einer Vertragsverlängerung näher gebracht haben. Es gebe ja noch „sehr viel Zeit“, denn sein Vertrag laufe ja nicht aus.
In diesem Punkt ist Tuchel genauso defensiv wie Watzke. Ein möglicher Pokalsieg allein dürfe jedenfalls kein Kriterium sein, sagte er: „Es wäre traurig, wenn es nur von einem Spiel abhängen würde, ob ein Trainer eine Vertragsverlängerung bekommt oder nicht.“ Tatsächlich, so scheint es zumindest, würde ein Gewinn der DFB-Pokals beiden Parteien die Entscheidung über die Dauer der Zusammenarbeit derzeit eher schwerer als leichter machen.

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