Thomas Tuchel hat den BVB ins Pokalfinale geführt. Die Champions League scheint nicht in Gefahr. Eine Verlängerung seines Vertrags bleibt ungewiss. Warum die BVB-Macher nicht warm werden mit dem Coach.
Ein Truck voller bierseliger Fußballprofis, ein feierwütiger Trainer mit Sonnenbrille, um die Spuren einer durchzechten Nacht zu kaschieren, und Hunderttausende Menschen, die ihnen zujubeln. Das ist emotionalste Szenario, was sich Fans von Borussia Dortmund wünschen können – ein Triumphzug durch die Innenstadt mit drei Extrarunden um den Borsigplatz,
Gründungsstätte des BVB. Am 28. Mai könnte es wieder so weit sein, vorausgesetzt, die Dortmunder gewinnen am Tag zuvor im DFB-Pokal das Endspiel gegen Eintracht Frankfurt. Es wäre der erste Titel für den Traditionsverein seit fünf Jahren – und der erste Titel für Thomas Tuchel als Profitrainer.
„Echte Liebe“ auf den zweiten Blick? Romantiker würden sich so eine Wendung wünschen. Doch es ist auch möglich, dass Tuchel trotz des Pokalgewinns samt dazugehöriger Feier nur einen Tag danach mit Hans-Joachim Watzke, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung des BVB, und Michael Zorc, dem Sportdirektor, zusammensitzen und über seine Zukunft reden wird. Und dass dann entschieden wird, dass Tuchels Vertrag, der lediglich noch eine weitere Saison läuft, trotzdem nicht vorzeitig verlängert wird.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass es zu einer Verlängerung kommt“, sagt Jürgen Kohler. Der Weltmeister von 1990, einer der Protagonisten beim Gewinn der Champions League 1997, dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte, ist nach wie vor ein intensiver Beobachter des BVB und im Verein gut vernetzt.
BVB bestraft Bayerns Fahrlässigkeit
Er hört viel Skepsis, wenn es um die Frage geht: Bleibt Tuchel länger beim BVB oder wird zum Saisonende zumindest das Ende der Zusammenarbeit beschlossen? „Ich glaube, was die fachliche Qualität der Arbeit von Thomas Tuchel angeht, hat es noch nie Probleme gegeben. Alles andere wird in Gesprächen geklärt werden“, sagt Watzke.
Wenn es um dieses Thema geht, ist der 57-Jährige wider sein Naturell defensiv. Die offene Zukunft des ungeliebten Trainers ist ein Reizthema, das der Verein aktuell vermeiden möchte. Denn obwohl die Borussen am vergangenen Mittwoch mit dem 3:2-Sieg im Halbfinale des DFB-Pokals den Münchner Bayern einen Wirkungstreffer versetzt haben, ist es noch nicht sicher, ob es auch eine erfolgreiche Saison wird. Dies wäre nur der Fall, wenn am Ende die direkte Qualifikation für die Champions League stehen würde und – seit Mittwoch - der Pokal. „Noch ist nichts passiert“, so Watzke.
BVB hat das Potenzial für Meisterschaft und Champions League
Von der Stärke der eigenen Mannschaft, die gegen Frankfurt als Favorit ins Finale geht, ist jedoch nicht nur Watzke überzeugt. Das Team ist jung, stark und extrem entwicklungsfähig. „Die Dortmunder sind national und international sehr konkurrenzfähig“, sagt Kohler, der glaubt, dass der BVB in der kommenden Saison auch wieder ein ernst zu nehmender Herausforderer der Bayern im Kampf um die Meisterschaft sein kann: „Es wäre schrecklich für den deutschen Fußball, wenn das nicht so sein sollte.“
Nenhum comentário:
Postar um comentário