terça-feira, 28 de abril de 2020

Wir brauchen dafür Lösungen, die im Alltag tragen. Und nicht Symbolpolitik. Symbolpolitik hilft niemandem.

"Die am stärksten wahrnehmbare Kritik findet sich derzeit an der Schnittstelle Sport und Wirtschaft", erkennt der Vorsitzende der Geschäftsführung der Deutschen Fußball Liga. "Da geht es um Spielergehälter, schamlos zur Schau gestellten Reichtum, Ablösesummen sowie Berater, die Millionen kassieren für einen Musterarbeitsvertrag, den sie bei uns aus dem Internet herunterladen können. Und das einfach nur deshalb, weil sie den richtigen Dreiundzwanzigjährigen kennen. Das sind für uns alle die neuralgischen Punkte. Wir brauchen dafür Lösungen, die im Alltag tragen. Wir dürfen jetzt nicht zu einem Ankündigungsweltmeister werden. Es sollten Lösungen sein, die nach einem objektiven Maßstab fragwürdige Entwicklungen identifizieren und dann zumindest begrenzen, vielleicht auch korrigieren. Und nicht Symbolpolitik. Symbolpolitik hilft niemandem."



Ein Salary Cap würde Stand jetzt gegen EU-Recht verstoßen



Mit klaren Worten spricht sich der 50-Jährige also dafür aus, in absehbarer Zeit etwas dagegen zu tun. Doch wie genau kann das ablaufen? "Die Idee, Spielergehälter zu reduzieren, hatte Karl-Heinz Rummenigge schon vor vielen Jahren", erklärt Seifert. "Er hat die Fehlentwicklung vielleicht sogar früher als jeder andere im deutschen Profifußball gesehen. Er war schon mit dem damaligen UEFA-Präsidenten Michel Platini bei der EU und hat über einen Salary Cap gesprochen. Doch Tatsache ist, dass ein Salary Cap gegen europäisches Recht verstößt. Sollten neue Signale seitens der Politik gesendet werden, gebe ich Ihnen Brief und Siegel, dass UEFA-Präsident Aleksander Ceferin zur EU fährt und dort sagt: Lasst uns über Salary Caps, über die Begrenzungen von Ablösesummen und Beraterhonoraren sprechen. Und ich bin der Erste, der ihn begleitet."
Der DFL-Chef erkenne aber Möglichkeiten, solche Gesetze europaweit auf- und durchzusetzen: "Zunächst müsste die EU signalisieren, dass sie diese spezielle Branche, die der Fußball nun einmal ist, auch entsprechend regulieren will. Das wurde über Jahre als nicht durchsetzbar im europäischen Rechtsrahmen dargestellt. Aber diese Krise sollte auch dafür eine Chance sein. In einigen europäischen Ländern gibt es zum Beispiel schon die Begrenzung von Beraterhonoraren, in anderen nicht. Das muss jetzt im europäischen Kontext reglementiert werden, dafür muss aber der politische Wille da sein."

Widerstandsgruppen - und eine baldige DFL-Taskforce

Sicher sei hierbei aber auch, "dass der Widerstand groß sein wird und auch Berater aus Deutschland sofort antreten würden, diesen Plan anzufechten. Ich bin als Mitglied des sogenannten Fifa Professional Football Stakeholders Committee schon angeschrieben und mit einer persönlichen Klage bedroht worden, falls ich in diesem Gremium für eine Begrenzung der Beraterhonorare stimmen würde. Unterzeichnet übrigens von sehr prominenten Spielerberatern."


Für all solche Themen, zum Beispiel auch für Transparenz, wohin Stiftungsgelder fließen oder was genau für den großen Bereich Nachhaltigkeit unternommen wird, soll noch in diesem Jahr quasi eine DFL-Sondereinheit gegründet werden. Seifert beschreibt das gegenüber der "FAZ" folgendermaßen: "Wir brauchen jetzt nicht nur eine Taskforce 'Sportmedizin', um überhaupt die Voraussetzungen zu schaffen, unter denen wir weiterspielen dürfen. Wir brauchen jetzt auch eine Taskforce 'Zukunft Profifußball', die die Rahmenbedingungen definieren muss, unter denen wir künftig spielen wollen. Im DFL-Präsidium haben wir schon besprochen, dass wir, sobald wir wieder atmen können, diese 'Taskforce Zukunft Profifußball' schaffen sollten. Klar ist aber: Das können wir als DFL nicht vorgeben. Das muss in einen strukturierten Diskurs eingeführt werden. Am Ende dürfen aber keine Überschriften stehen, sondern konkret nachverfolgbare Maßnahmen."

"Nicht weitermachen wie bisher"

Über allem stehe einfach, dass sich die DFL für eine Veränderung im Fußball einsetzen will - das vernehme Seifert selbst auch aus den vielen kritischen Stimmen aus der Gesellschaft: "In jeder Präsidiumssitzung war zuletzt das Thema: Was lernen wir aus dieser Krise, worüber müssen wir nachdenken? Die Liste wird mit jeder Sitzung länger ... Wir wollen nicht einfach nur irgendwie durch die Krise kommen und dann weitermachen wie bisher."

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