Alle reden mit - wie so oft beim Fußball. Aber wer entscheidet eigentlich? In der Debatte um die Geisterspiele in der 1. und 2. Bundesliga hat jedenfalls die Politik das Sagen.
Und dennoch fließen Meinungen von anderen wichtigen Stellen in der Corona-Krise mit ein. Die Deutsche Presse-Agentur mit einem Überblick:
DIE BUNDESKANZLERIN: Der Fußball erhofft sich eine Entscheidung beim Video-Gipfel von Angela Merkel mit den Länderchefs am Donnerstag. Bei Geisterspielen will der Bund (wie beim Maskenschutz) eine möglichst bundesweit einheitliche Regelung erreichen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der jüngst noch einen Start am 9. Mai in Aussicht gestellt hatte, sagte zuletzt: «Aber ich würde diesmal nicht allzu viel erwarten. Es wäre sinnvoll, wenn wir nächsten Donnerstag ein Update machen, aber keine zusätzlichen überstürzten Aktionen einleiten.»
MINISTERPRÄSIDENTEN: Grundsätzlich ist die Umsetzung der Maßnahmen bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie Ländersache. Auch ein Sprecher des Bundesinnenministeriums betonte am Montag, die Entscheidung darüber, wer wo spielen und trainieren dürfe, liege bei den Ländern. Falls da unterschiedlich entschieden wird, könnte es auch zu Spielen in weniger als den üblichen 18 Stadien kommen. So hofft Werder Bremen im Falle einer Saisonfortsetzung auf Heimspiele im Weserstadion. Der Abstiegskandidat hält nach den Bedenken von Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) aber auch einen Umzug nicht für vollkommen ausgeschlossen.
SPORTMINISTER: Die Sportministerkonferenz (SMK) hält die Fortsetzung des Spielbetriebes vor leeren Zuschauerrängen «nach wie vor ab Mitte oder Ende Mai für vertretbar», so die Vorsitzende, Bremens Sportsenatorin Anja Stahmann. Die Sportminister seien sich darin einig, dass die Deutsche Fußball Liga (DFL) für eine mögliche Wiederaufnahme des Spielbetriebes «strengste hygienische und medizinische Voraussetzungen schaffen, durchsetzen und mit geeigneten Maßnahmen überprüfen» müsse. Noch kein einheitliches Meinungsbild gibt es offenbar in dem heiklen Punkt der Test-Kapazitäten. Ein Umlaufbeschluss soll bis zum Dienstagabend im Bundeskanzleramt vorgelegt werden und als Grundlage für die Beratungen der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten dienen.
GESUNDHEITSMINISTER: Doch auch die Kompetenzen der Sportminister sind letztlich eingeschränkt. Denn in letzter Konsequenz sind die Gesundheitsministerien der Länder zuständig für alle Maßnahmen, die auf Basis des Infektionsschutzgesetzes getroffen werden.
BUNDESARBEITSMINISTERIUM: Ein internes Papier der Behörde, wonach Profis mit Mund-Nasen-Schutz spielen sollen, hatte vergangene Woche für Wirbel gesorgt. Spieler und Funktionäre lehnen dies ab. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sprach sich dann gegen den Vorschlag von Mitarbeitern seines Hauses aus. «Ich halte Spiele mit Masken nicht für vorstellbar», sagte er der «Bild am Sonntag». Heil verwies darauf, dass Profifußballer und Vereinsmitarbeiter auch Arbeitnehmer seien: «Deshalb gilt auch für sie der Arbeitsschutz.» Sein Ministerium sei bei der Frage eines Neustarts der Liga aber allein für die Bewertung des Arbeitsschutzes zuständig.
ROBERT KOCH-INSTITUT: Das RKI erfasst täglich die aktuelle Covid-19-Lage, bewertet die Informationen und berät die Bundesregierung wissenschaftlich. Markus Söder (CSU) zufolge muss es «sein grünes Licht» für den Neustart der Fußball-Bundesliga geben. «Wir brauchen die Expertise des Robert Koch-Instituts», sagte der bayerische Ministerpräsident. Zu Geisterspielen äußert sich das RKI bisher nicht konkret. Experten wie Christian Drosten, Leiter der Virologie an der Berliner Charité, gehören zwar zum engsten Beraterkreis der Bundesregierung. Sie sagen aber sinngemäß: Wissenschaftler sind keine Politiker, die Entscheidung liege nicht bei ihnen.
BUNDESINNENMINISTERIUM: Horst Seehofer (CSU) ist als Bundesinnenminister zwar auch für den Sport zuständig. Sein Ministerium kümmert sich aber nur um die Förderung des Spitzensports. Sein parlamentarischer Staatssekretär, Stephan Mayer (CSU), hat zwar an der Online-Sitzung der Sportminister am Montag teilgenommen - entschieden wird aber von den Vertretern der Länder. Die sind auch für den Breitensport zuständig. Beides sollte in einer gewissen Balance gehalten werden, will man Unmut breiter Bevölkerungsschichten vermeiden. Denn wenn in der gleichen Stadt die Mannschaft des Fußball-Zweitligisten trainiert, gleichzeitig aber alle Tennisplätze gesperrt sind, ist Protest zu erwarten.
DEUTSCHE FUSSBALL LIGA: DFL-Boss Christian Seifert hat längst betont, dass die Entscheidung bei der Politik liege, und hat keine Entscheidungsgewalt. Wegen der TV-Zahlungen will die Dachorganisation aber unbedingt, dass der Ball wieder rollt. Bei der letzten Mitgliederversammlung wurde den 36 Proficlubs der 1. und 2. Liga ein verbindliches Medizinkonzept vorgelegt. Dieses umfasst strenge Hygiene-Vorgaben und engmaschige Testungen. Erarbeitet wurde es von der «Task Force Sportmedizin/Sonderspielbetrieb» unter Leitung von Nationalmannschaftsarzt Tim Meyer.
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