domingo, 22 de março de 2020

Um akzeptiert zu werden, musste er umdenken: Sabitzer im Porträt

Seine Trainer schwärmen von Marcel Sabitzer. Doch früher eckte der heutige Schlüsselspieler von RB Leipzig bei den Kollegen oft auch an. Über einen, der sich vom Nörgler zum Anführer gewandelt hat.

Wenn man mit seinen früheren und aktuellen Trainern spricht, hört man nur Lobeshymnen. "Seine Entwicklung hätte kaum besser verlaufen können", sagt Ralf Rangnick, sein Entdecker und erster Coach in Leipzig. "Als Trainer möchte man diesen Jungen auf jeden Fall in seiner Mannschaft haben, weil er sich nie versteckt", schwärmt Ralph Hasenhüttl, sein zweiter Trainer bei RB.
Eine "herausragende Entwicklung" wird Marcel Sabitzer (25) auch von Julian Nagelsmann, seinem aktuellen Übungsleiter, bescheinigt: "Er ist ein nicht wegzudenkender Führungsspieler." Und last but not least stimmt auch Franco Foda in den Chor der Begeisterten ein. "Er hat sich in den letzten zwei Jahren in allen Bereichen extrem weiterentwickelt: taktisch, spielerisch, mental", urteilt Österreichs Nationaltrainer.

Sabitzer ist inzwischen immun gegen Formschwankungen

Gerade deshalb ist der gebürtige Grazer sowohl in der ÖFB-Auswahl als auch beim sächsischen Bundesligisten zu einer tragenden Säule aufgestiegen. Von den bislang 36 Leipziger Pflichtspielen bestritt er 34 in der Startelf, stand in 2914 der 3240 Spielminuten auf dem Platz.
Nagelsmann schätzt an Sabitzer vor allem, dass er immun gegen Formschwankungen ist, von einem extremen Siegeswillen angetrieben wird und vielseitig eingesetzt werden kann. Ob als Zehner, als Achter oder zuletzt mehrmals im defensiven Mittelfeld - Sabitzer findet sich überall schnell zurecht. "Er ist unglaublich ballsicher und ein guter Balleroberer mit vielen wirklich tollen Aktionen. Auch taktisch ist er schon sehr weit", zählt Nagelsmann dessen sportliche Vorzüge auf: "Ich bin hochzufrieden mit ihm."

2020 ist er regelmäßig Kapitän - im Sommer war er nur vierte Wahl

Verändert hat sich seit dem Rückrundenstart Sabitzers sichtbarer Stellenwert innerhalb der Mannschaft, in zehn der bislang elf Pflichtspiele des Jahres führte er die Elf als Kapitän auf den Platz. Die Spielführerwahl vor dem Saisonstart schloss er zwar nur als Vierter ab. Doch weil Kapitän Willi Orban wegen einer schweren Knieverletzung seit Monaten fehlt, Diego Demme im Winter nach Neapel wechselte und der zweite Stellvertreter Yussuf Poulsen häufiger auf der Ersatzbank als in der Startelf zu finden war, stieg Sabitzer in der Hierarchie auf. Dafür prädestiniert ist er allemal, meint Nagelsmann: "Er ist als Anführer wichtig, weil er auf dem Feld einer der wenigen ist, die was sagen, die pushen und versucht, die Spieler nach vorn zu peitschen."
Für Sabitzer selbst ist durch die Kapitänsbinde "erkennbarer, dass man Führungsspieler ist, aber an sich hat sich für mich nicht viel verändert. Ich wollte immer vorangehen, sowohl sportlich als auch verbal". Wobei ihm dieses Vorhaben in der Rückschau der knapp fünf Spielzeiten bei RB Leipzig fußballerisch deutlich früher gelang als im Umgang mit den Kollegen.

Rangnick schickte den jungen Sabitzer schon mal vorzeitig in die Kabine

Schon der junge Sabitzer stach in puncto Spielintelligenz, Laufstärke und Ehrgeiz hervor. Allerdings ging das einher mit einer Ausstrahlung, die etliche Wegbegleiter der Aufstiegssaison 2015/16 als häufig negativ und mitunter kontraproduktiv wahrnahmen. Dies äußerte sich beispielsweise darin, dass er im Spiel nach einem Fehlpass des Mitspielers verärgert abwinkte, nach Niederlagen tagelang ungenießbar war oder im Training einen Kollegen nach einer falschen Entscheidung dermaßen zusammenstauchte, dass er von Rangnick auch schon mal vorzeitig in die Kabine geschickt wurde. "Er konnte nie gut verlieren, was ich als absolut positiv bewerte", sagt Rangnick im Rückblick, "aber ganz am Anfang war er etwas überehrgeizig."
Das räumt heute auch Sabitzer selbst ein. "Ich wollte ja nie irgendjemandem etwas Böses, sondern nur Spiele gewinnen. Da ist dann vielleicht auch mal etwas rausgebrochen, möglicherweise war es auch mal etwas lauter und aggressiver. Aber das war nie persönlich gemeint, sondern immer der Sache geschuldet und dem Siegeswillen." In Teilen der Mannschaft hatte Sabitzer damals dennoch schnell den Ruf des ständigen Meckerers weg, der sich als frischgebackener Double-Gewinner mit RB Salzburg zu Höherem berufen fühlt, als das Stahlbad 2. Bundesliga mit Aufstiegspflicht zu durchlaufen.

Als er nach Leipzig wechseln sollte, sträubte sich Sabitzer öffentlich

2014 hatte der damals noch für beide Red-Bull-Vereine zuständige Rangnick den bei Rapid Wien beschäftigten Sabitzer dank einer nur fürs Ausland gültigen Ausstiegsklausel für zwei Millionen Euro nach Leipzig geholt und umgehend an Salzburg weiterverliehen - was seinerzeit harsche Kritik an den Verflechtungen der beiden Klubs auslöste. Als er ein Jahr später vertragsgemäß seinen Dienst in Leipzig antreten sollte, sträubte sich Sabitzer zunächst öffentlich.

"In Salzburg hatten wir Top-Bedingungen und waren erfolgreich. Hier mussten wir uns in Containern umziehen, der Trainer stand noch nicht fest. Ich konnte mir nicht so recht vorstellen, wie es hier 
weitergehen soll", begründet er heute seine damalige Haltung - und räumt ein: "Rückblickend hätte es von da an kaum besser laufen können."

Früher dachte ich: Nur das, was ich mache, ist richtig.

Das gilt für RB Leipzig und seine gereifte Nummer acht gleichermaßen. Er sei inzwischen "keiner mehr, der ständig jemanden zusammenfaltet", sagt Sabitzer und betont: "Man muss auch den Menschen hinter dem Sportler sehen, jeder ist individuell. Früher konnte ich nicht wirklich damit umgehen. Da dachte ich: Nur das, was ich mache, ist richtig. Mittlerweile habe ich da einen anderen Blickwinkel."
Inzwischen sieht sich Sabitzer, dessen größte Kumpel im Team Nationalstürmer Timo Werner und Landsmann Konrad Laimer sind, auch für andere mitverantwortlich. So nahm er beispielsweise Landsmann Hannes Wolf, der wegen einer schweren Knöchelverletzung in Leipzig noch nicht Fuß fasste, unter seine Fittiche: "Mit dem Alter sieht man, wenn ein anderer Spieler Hilfe gebrauchen könnte."

Rangnick hat eine solche Persönlichkeitsentwicklung "nicht so oft erlebt"

Dass sich Sabitzer derart vom Nörgler und Einzelgänger zum Anführer und Teamplayer veränderte, hat ihm bei Kollegen wie Vorgesetzten Respekt und Akzeptanz beschert. "Er hat sich deutlich zum Positiven gewandelt und ist zu einem Führungsspieler geworden. Eine solche Persönlichkeitsentwicklung ist bemerkenswert, ich habe das nicht so oft erlebt", sagt Rangnick.
Foda findet zwar, Sabitzer könne "noch ein bisschen entspannter werden", sieht aber gleichfalls eine in erster Linie positive Tendenz und mutmaßt: "Vielleicht ist er dadurch, dass er Vater geworden ist, auch in seiner Persönlichkeit reifer geworden." Im April des Vorjahres brachte seine Verlobte, die ehemalige "Bachelor"-Gewinnerin Katja Kühne (34), Töchterchen Mary Lou zur Welt.

Schon sein Vater war Nationalspieler - "und hat es auch mal schleifen lassen"


Sabitzer selbst stammt aus einer Fußballer-Familie. Vater Herfried (50) stürmte sechsmal für Österreich und bestritt 154 Pflichtspiele für Salzburg, hätte aber zumindest aus Sicht des Filius mehr aus seiner Laufbahn machen können. "Er hatte eine Fifty-fifty-Mentalität, hat es auch immer mal schleifen lassen, weshalb es nicht für die ganz große Karriere gereicht hat", schildert Sabitzer junior und schätzt das auf ihn übertragene fußballerische Erbgut so ein: "Ich habe von ihm die positiven 50 Prozent Mentalität und 50 Prozent seines Talents mitbekommen. Den Rest habe ich mir hart erarbeitet."
Das Resultat ist einer der besten Mittelfeldspieler, den die Bundesliga aktuell zu bieten hat. Zum Jahreswechsel wurde er in der kicker-Rangliste im offensiven Mittelfeld auf Platz 1 eingestuft, vor Kai Havertz und Marco Reus. "Sabi weiß ganz genau, wie Fußball funktioniert. Ihm kann man kein X für ein U vormachen", sagt Hasenhüttl.

Sabitzer sieht keinen Grund zum Vereinswechsel

Etliche Parameter belegen, dass diese fünfte Spielzeit seine bisher beste im Leipziger Trikot ist. Vor allem war er nie torgefährlicher. Mit wettbewerbsübergreifend 23 Scorerpunkten (15 Tore, 8 Assists) liegt er schon weit über seiner bisherigen Bestmarke, die er 2016/17 und 2017/18 mit jeweils 14 Torbeteiligungen aufgestellt hatte. Mit bislang fünf Weitschusstoren hat er ligaweit die meisten aus der zweiten Reihe. "Der Trainer gibt mir viel Vertrauen und hat mich weitergebracht. Ich bin als Gesamtpaket einen Schritt weitergekommen", begründet Sabitzer seine Form.
Die wird er aller Voraussicht nach über das Saisonende hinaus in Leipzig unter Beweis stellen wollen, sein Vertrag gilt noch bis 2022. "Wenn alles so weiterläuft, gibt es keinen Grund, den Verein zu verlassen", sagt er und urteilt rückblickend: "Es hat Spaß gemacht und ist auch etwas Besonderes, den Verein mitzuprägen und hochzubringen. Ich werde mich auch in 20 Jahren mit dem Verein und der Stadt verbunden fühlen." Dass ihm mal solche Sätze über die Lippen gehen, war beim Amtsantritt 2015 unvorstellbar.

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