domingo, 16 de fevereiro de 2020

Werder hat Königsklassenformat - aber nur im Schönreden

Das 0:3 in Leipzig bestätigt all jene, die Werder in unabwendbarer Weise auf dem Weg in die zweite Liga sehen.



Es gibt mitunter Szenen in einem Fußballspiel, die einerseits vor Irrelevanz nur so zu strotzen scheinen, und die andererseits enthüllen, dass über das Schicksal einer Partie schon entschieden ist. Am Samstag in Leipzig war ein solcher Augenblick in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit zu sehen. Der SV Werder lag bereits und offenkundig hoffnungslos mit 0:2 zurück, als so etwas wie ein Angriff der Bremer zu sehen war.
Bremens Nummer 10, Leonardo Bittencourt, hatte einen Ball einigermaßen scharf und flach vors Tor der Leipziger geschossen, Leipzigs Innenverteidiger Dayot Upamecano bekam den Ball nicht richtig unter Kontrolle und rumpelfüßelte ihn in Richtung eigenes Tor. Torwart Peter Gulacsi aber tauchte ab - und lenkte den Ball um den Pfosten herum. Wie sehr aus Bremer Sicht alles gelaufen war, konnte man an der völligen Abwesenheit von Dringlichkeit erkennen, die Werder walten ließ, um Sekunden vor der Pause noch einen Eckball in den Strafraum zu treten. Als dann die zweite Halbzeit angepfiffen war, dauerte es kaum mehr als 30 Sekunden, bis der Endstand von 0:3 durch Nordi Mukiele feststand. Und das bedeutete am Ende: Werder bleibt im finstersten Tabellenkeller.

"Enttäsucht, aber nicht ratlos"


Seine Mannschaft habe in der Kabine "natürlich enttäuscht" gewirkt, "aber nicht ratlos, schon gar nicht aufgebend", sagte Trainer Florian Kohfeldt hinterher. Er war mit seinem Team schon am Mittwoch nach Leipzig gereist, zu einem Kurztrainingslager, das dem Ziel diente, sich völlig frei von äußeren Einflüssen zu machen. Was auch immer sie (jenseits von erstaunlich öffentlichen Trainingseinheiten) getan haben: Es war nicht genug.


Und wer weiß, vielleicht sollte sich Werder allmählich in Exorzismus üben. Denn am Samstag verletzte sich auch noch der im Winter verpflichtete Innenverteidigter Kevin Vogt am Knie. Die genaue Diagnose stand am Samstag noch aus. Aber "nach einer Lappalie sieht es nicht aus", sagte Kohfeldt. Seine Mannschaft konnte von Glück reden, dass Leipzig am Mittwoch in der Champions League nach London reisen muss. Denn wegen des Champions-League-Duells bei Tottenham Hotspur verzichteten die Leipziger darauf, auch noch das letzte Saft-Tröpfchen aus der Partie herauszupressen. Was es den Bremern erlaubte, sich die eigene Leistung schön zu reden - eine Disziplin, in der die Bremer längst Königsklassenformat haben.


Mit Ausnahme der handelnden Personen der Bremer Expedition bestätigte die Niederlage von Leipzig all jene, die Werder in unabwendbarer Weise auf dem Weg in die zweite Liga sehen. Klar, man kann beim Champions-League-Teilnehmer und möglichen Titelaspiranten verlieren. Womöglich sogar hoch. Das gab Manager Frank Baumann völlig zurecht zu verstehen, ehe er Trainer Florian Kohfeldt neuerlich im Amt bestätigte. Aber: Die echte Wahrheit war, dass Werder in Leipzig nahezu komplett von roten Blutkörperchen befreit auftrat. In einem Zustand der Anämie, der sich nicht so ohne Weiteres beheben lassen wird. Zumal Werder im laufenden Kalenderjahr noch immer auf ein eigenes Tor wartet.

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