Eppan - Schon zweimal führte der Weg zu einem deutschen WM-Titel durch Südtirol. Ein Insider gibt Einblicke, warum es das DFB-Team immer wieder dort hinzieht.
Aus gutem Grund bereitet sich das Team von Bundestrainer Jogi Löw derzeit in Südtirol auf die WM in Russland vor. Denn die autonome Alpen-Provinz ist für die deutsche Nationalmannschaft ein gutes Pflaster.
Bereits im Weltmeisterjahr 1990 residierte die deutsche Elf um Trainer Franz Beckenbauer in der Südtiroler Gemeinde Kaltern. 2010 bereitete sich das Löw-Team in Eppan vor und wurde in Südafrika anschließend WM-Dritter. 2014 legte die Nationalmannschaft im Südtiroler Passeiertal die Grundlagen für den WM-Erfolg in Brasilien. Und 2018? Logiert der DFB-Tross wieder in Eppan.
"In den Gesichtern der Spieler konnte ich erkennen, dass sie sich hier wahnsinnig wohlfühlen. Spieler haben dafür ein Gespür, weil sie sehr viel in Hotels und in Trainingslagern sind. Hier wurde immer ein sehr guter Geist entwickelt”, sagt Bundestrainer Jogi Löw.
Was steckt dahinter, was genau zeichnet Südtirol und die 15.000-Einwohner-Gemeinde Eppan aus? SPORT1 hat nachgefragt bei einem, der es wissen muss.
Landschaft, Essen, guter Wein
"Wir sind die nördlichste Region Italiens und zugleich die südlichste Region der deutschen Sprache. Neben der schönen Landschaft wird hier vor allem die Symbiose zwischen der italienischen Leichtigkeit und deutschen Genauigkeit geschätzt. Die Kombination macht es halt. Das ist der Geist von Südtirol", sagt Manfred Call.
Call ist der Organisations-Chef des diesjährigen Trainingslagers. Und: Er plante bereits die vorherigen Reisen der deutschen Nationalmannschaft nach Südtirol, weiß also, worauf es den Nationalspieler ankommt.
"Die Grundvoraussetzung sind Top-Sportstätten, die Medieneinrichtung und die Hotels müssen natürlich auch stimmen", sagt der 63-Jährige: "Hinzu kommen die besonderen Eigenschaften von Südtirol: Die Landschaft, das gute Essen, der Wein. Auch wenn die Spieler nicht so viel Wein trinken werden."
1990 tranken die Spieler noch Weizenbier
Call, der sehr gute Beziehungen zu DFB-Manager Oliver Bierhoff pflegt, stellt aber fest, dass sich die Anforderungen im Verlauf der Jahre deutlich erhöht haben.
"Was sich kolossal geändert hat, ist das Medienaufkommen. Ich kann mich noch daran erinnern, dass wir 1990 mit Trainer Franz Beckenbauer die Pressekonferenzen nach den Trainingseinheiten an einem Bistro an der Anlage gemacht haben. Da waren fünf Tische und 20, 30 Medienvertreter", erzählt der gebürtige Bozener.
"Damals gab es noch keine Pressesprecher. Das war alles viel lockerer. Die Spieler waren in ihrer Einstellung auch nicht so professionell. Die haben auch mal zwei Weizenbiere getrunken. Das ist heute unvorstellbar."
"Aberglaube spielt eine Rolle"
Damals dabei war auch Weltmeister Olaf Thon. "Wir wurden dort eine richtige Einheit", erinnert sich der Ex-Schalker.
Damals wie heute gleichen sich die hervorragenden klimatischen Bedingungen, die Gastfreundlichkeit und die reibungslose Organisation der Gastgeber. Perfekte Rahmenbedingungen, um sich auf eine erfolgreiche WM in Russland vorzubereiten?
"Jogi Löw hat es zwar verneint, aber der Aberglaube spielt auch eine Rolle. Es ist jetzt das vierte Trainingslager hier. Zweimal wurden sie Weltmeister. Irgendwo hat man es bestimmt im Hinterkopf", sagt Call und fügt an: "Ich hoffe und wünsche, dass wir für die deutsche Mannschaft wieder ein gutes Pflaster sind."
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