Den Neustart der Bundesliga kann man zurecht kritisieren. Es gibt aber auch positive Aspekte. Auch wenn es selbst bei denen ein schmaler Grat ist.
München - Irgendwie passt es ja. Auch wenn das Bild in diesen Zeiten auf zu viele Arten schief wirkt.
München - Irgendwie passt es ja. Auch wenn das Bild in diesen Zeiten auf zu viele Arten schief wirkt.
Doch die Bundesliga nimmt eine Vorreiter-Rolle ein, wird so in ihrer Wirkung so überhöht, wie sie sich selbst gerne sieht. Was viele Gefahren birgt, denn das Fehler-Potenzial ist riesig.
Doch lässt man moralische Bedenken mal beiseite, vielleicht auch ein bisschen gesunden Menschenverstand, findet man an dem grünen Licht der Politik für den Profi-Fußball auch gute Seiten, positive Aspekte.
Bundesliga als Vorbild
Die Bundesliga wird Vorbild sein, sie öffnet Türen, Möglichkeiten. Die internationalen Medien reagierten am Donnerstag mit einer Mischung aus Hoffnung, aber auch Zweifel.
Die große Frage: Kann das gutgehen?
Nun hat Deutschland in der Coronavirus-Pandemie einen gewissen Sonderstatus, denn knapp über 7000 Tote sind deutlich weniger als in Spanien (26.000), Italien (fast 30.000), Großbritannien (über 30.000) oder Frankreich (25.000). Die Zahl der Neu-Infektionen geht stetig zurück, bewegt sich unter 1000 pro Tag. Die aktiven Fälle liegen bei nur noch rund 21.000.
Ein Beweis, wie gut das Gesundheitssystem funktioniert, aber eben auch die bisherigen Maßnahmen. Verbunden mit der Frage: Kommen die weiteren Lockerungen zu früh und damit auch die Wiederaufnahme des Spielbetriebs der Bundesliga?
"Alle Augen auf Deutschland. Die Augen der Fußballfans auf der ganzen Welt werden Mitte des Monats auf die Bundesliga gerichtet sein, wenn in Deutschland wieder Fußball gespielt wird", schreibt die niederländische Zeitung "Telegraaf".
Die "L'Equipe" aus Frankreich meint: "Die Bundesliga ist die erste Liga, die sich aus der sanitären Krise erhebt, und so ist ihr weltweite Beachtung gesichert."
Und "Japan Times" schreibt: "Der Wiederbeginn in Deutschland schenkt dem Rest Europas neue Hoffnung."
Selbst in den USA ist die Wiederaufnahme der Bundesliga großes Thema. "Der Neustart der Bundesliga gibt Europa Hoffnung", heißt es in der "New York Times". "Deutschlands Entscheidung, dass Ende dieses Monats wieder Fußball gespielt werden kann, ermutigt Spieler und Mannschaften in ganz Europa, dass der Corona-Shutdown bald zum Ende kommen wird."
Das kann mit die wichtigste Botschaft sein, wenn es am 16. Mai mit dem 26. Spieltag unter Ausschluss der Öffentlichkeit weitergeht: Man kann die Krise überwinden, gegen sie ankämpfen, erfolgreich, mit vereinten Kräften. Und den richtigen Maßnahmen und Vorgaben.
Die Botschaft: Es geht vorwärts.
DFL-Chef Christian Seifert weiß um die exponierte Rolle der Bundesliga: "Das gelingt uns nur, weil wir in diesem Land spielen. Wir haben das Privileg, in einem der modernsten Gesundheitssysteme der Welt zu leben."
Interesse am Konzept riesig
Er berichtet: "Wenn ich von anderen Ligen gefragt werde, und ich nenne die Anzahl der Tests, die in Deutschland möglich sind, folgt erstmal Schweigen. In den USA kann man sich das gar nicht vorstellen."
Das Interesse am Konzept sei weltweit riesengroß. Deshalb sollen die Erkenntnisse geteilt werden.
"Das Konzept kann eine Blaupause sein für den Profisport, aber auch für andere Berufszweige. Wir werden dazu beitragen, dass der Sport rund um den Globus wieder auf die Beine kommt", so Seifert.
An dieser Stelle wäre es sicher auch eine Nummer kleiner gegangen, doch in abgespeckter Form ist das sicher nicht falsch. Viele Sportarten beschäftigen sich schon länger mit diversen Fortsetzungs-Szenarien.
Schmaler Grat
Den Verantwortlichen ist aber auch klar, dass die ganze Chose nach hinten losgehen, ein riesiger Reinfall werden kann, Image-Verlust inklusive.
Ein schmaler Grat.
So gesehen waren die Peinlichkeiten um Kölns Birger Verstraete und Berlins Salomon Kalou vielleicht sogar rechtzeitige Schüsse vor den Bug. Wichtige Warnungen.
"Jedem muss klar sein: Wir spielen auf Bewährung. Ich erwarte von jedem, dass er dieser Verantwortung gerecht wird. Unser Konzept kann nur das Ziel haben, Infektionen frühzeitig zu entdecken", sagt Seifert: "Es ist immer noch Disziplin gefordert. Ich hoffe einfach, dass sich jeder der Verantwortung bewusst ist."
Denn die Fallhöhe ist riesig, die Bundesliga kann unendlich viel falsch machen.
Das Gute aber: Sie kann auch viel richtig machen.
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