segunda-feira, 9 de abril de 2018

Rehhagel zum FCK-Coup: "Deshalb sind wir Meister geworden"



Es entbehrt nicht einer gewissen Tragik. Ausgerechnet in einem Jahr, das genug Anlass zum Feiern bietet, droht dem 1. FC Kaiserslautern der erstmalige Absturz in die 3. Liga. Während das Team von Michael Frontzeck auch nach dem Dämpfer gegen Regensburg (1:1) weiter versucht, das Wunder Ligaerhalt zu vollbringen, feiert die Lauterer Sensationsmeisterschaft von 1998 bald 20-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass kommen im September fast alle Helden um Trainer Otto Rehhagel zum einem Benefizspiel auf dem Betzenberg zusammen.
Deutscher Meister 1997/98: Der 1. FC Kaiserslautern.
Deutscher Meister 1997/98: Der 1. FC Kaiserslautern.
© imagoZoomansicht
Zu diesem Zeitpunkt wird längst klar sein, ob der einst ruhmreiche Fritz-Walter-Klub ein weiteres Wunder geschafft hat und mit einem blauen Auge im deutschen Unterhaus geblieben ist oder tatsächlich der bittere Neustart in der Drittklassigkeit erfolgt sein wird. Die Anstoßzeit Samstag, 15.30 Uhr, ist jedenfalls in beiden Klassen nicht vorgesehen. Zur klassischen Bundesligazeit treffen am 8. September 2018, während der ersten Länderspielunterbrechung der kommenden Saison - in der die 3. Liga übrigens nicht pausiert -, die Meisterhelden von 98 im Fritz-Walter-Stadion auf die vom früheren FCK-Profi Mario Basler angeführten "Deutschen Fußball Legenden".
Für die Auswahl ehemaliger deutscher Nationalspieler sind neben Basler bisher unter anderem auch Timo Hildebrand und Jens Nowotny rekrutiert worden. Der Reinerlös des Benefizspiels, für das ab sofort Tickets zu reduzierten Zweitliga-Konditionen erhältlich sind, kommt zu gleichen Teilen den FCK-nahen karitativen Organisationen "Betze-Engel", "Fritz-Walter-Stiftung" und Horst-Eckel-Stiftung" zugute.

Heimkehr der Helden: Fast alle sind dabei

Unter dem Motto "Heimkehr der Helden - 20 Jahre das Wunder vom Betze" ist es den Veranstaltern gelungen, fast das gesamte FCK-Ensemble der Saison 1997/98 wieder zusammenzubringen. 19 Meisterspieler haben ihre aktive Teilnahme ebenso angekündigt wie das Trainerteam um Chef und "König" Otto Rehhagel, Co-Trainer Reinhard Stumpf und Torwarttrainer Gerry Ehrmann.
Die damaligen Stammkräfte Martin Wagner und Axel Roos können aufgrund von Verletzungen nur als Begleiter an der Seitenlinie auftreten, lediglich von Michael Ballack und Pavel Kuka steht die Zusage noch aus. "Ich freue mich, wenn ich die Jungs sehe und alle gesund sind", sagte Rehhagel bei einem seiner seltenen öffentlichen Auftritte während der Pressekonferenz am Montag im Rheinpfalz-Verlagsgebäude in Ludwigshafen.

Basler blickt zurück

"Fußballgott" in der Pfalz: Olaf Marschall.
"Fußballgott" in der Pfalz: Olaf Marschall.
© imagoZoomansicht
Der Meistertrainer, Basler, Wagner und der in der Pfalz als Fußballgott verehrte Meistertorjäger Olaf Marschall sorgten nach einem emotionalen filmischen Rückblick mit ihren Anekdoten für beste Unterhaltung. Basler erzählte von der "langen Leine", mit der ihn Trainer Rehhagel zu gemeinsamen Bremer Zeiten führte. "Ein halbes Jahr musste ich mal kaum trainieren, kam nur zum Abschlusstraining. Aber es hat sich ausgezahlt, in diesem Jahr wurde ich Torschützenkönig", blickte "Supermario" auf das Spieljahr 1994/95 zurück und erinnerte sich genau, wie er drei Jahre später als Profi des großes FC Bayern seinen gerade erst aufgestiegenen Heimatklub aus der Pfalz bis zum Saisonende nicht mehr einholen konnte.
Auf dem Betze gab es immer gefühlt 39 Minuten Nachspielzeit. Sie haben meistens vorgelegt und wir haben beide direkten Duelle verloren - dann war irgendwann der Käse gegessen.Mario Basler
"Erstens gab es auf dem Betze immer gefühlt 39 Minuten Nachspielzeit. Sie haben oft am Freitagabend gespielt und wir Bayern-Spieler haben vor dem Fernseher mitanschauen müssen, wie sie auch häufig Rückstände umgebogen haben. Sie haben meistens vorgelegt und wir haben beide direkten Duelle verloren - dann war irgendwann der Käse gegessen."

Marschall über Gladbach und die Meisterfeier

Der Betze bebt: Vor Freude über die Meisterschaft stürmten die FCK-Fans 1998 den Rasen.
Der Betze bebt: Vor Freude über die Meisterschaft stürmten die FCK-Fans 1998 den Rasen.
© imagoZoomansicht
An eine Aufholjagd erinnert sich besonders Marschall äußert gerne. Am 32. Spieltag lag Lautern zu Hause gegen Gladbach 0:2 hinten und drohte auf der Zielgeraden doch noch die Tabellenführung zu verlieren. Doch der "Fußballgott" persönlich verhinderte den späten Einbruch mit drei seiner insgesamt 21 Saisontreffer, der letzte fiel in der 90. Minute. "Dieses Spiel und die Meisterfeier kommen mir als erstes in den Sinn, wenn ich an 98 denke", sagte der nach wie vor mit üppiger Lockenpracht ausgestatte heutige Scout des FCK.
Rehhagel gab ein simples Erfolgsrezept zum Besten: "Wer Meister werden will, muss die Bayern in der Hin- und auch in der Rückrunde schlagen. Das gilt noch heute. Wir haben es damals geschafft." Ein sensationeller 1:0-Sieg des FCK am 1. Spieltag im Münchner Olympiastadion ebnete seinerseits den Weg zum historischen Durchmarsch des Aufsteigers.
Ich habe immer gesagt: Ehe die anderen was merken, müssen wir durch sein.Otto Rehhagel
"Ich habe immer gesagt: Ehe die anderen was merken, müssen wir durch sein", sorgte Rehhagel für Lacher, der mit diesem Motto sechs Jahre später ein weiteres Fußballmärchen schrieb: Griechenlands EM-Triumph 2004.

Beate Rehhagels besondere Rolle

Damals, 98 und auch heute noch an Rehhagels Seite: seine Frau Beate. Laut Wagner ein nicht zu unterschätzender Erfolgsfaktor: "Sie hat eine wichtige Rolle gespielt, war nah am Team und hat sich auch um die Spielerfrauen gekümmert. Dadurch entstand eine familiäre Atmosphäre und Zusammenhalt, Konflikte wurden immer intern geregelt. Auch wenn Otto uns Spielern natürlich Ruhe und Stärke gegeben hat, sind die beiden als Team zum FCK gekommen. Das hat super gepasst."

Kadlec würde heutzutage 50 Millionen kosten

Er verfolgt den Fußball noch immer genau: Otto Rehhagel.
Er verfolgt den Fußball noch immer genau: Otto Rehhagel.
© imagoZoomansicht
Dass der Bremer Meistertrainer Rehhagel (1988, 1993) im Sommer 1996 plötzlich bei Zweitligist Lautern anheuerte, war bereits die erste Sensation. "Mein Freund Atze Friedrich (damaliger Aufsichtsratschef und späterer Vorstandsboss des FCK, Anm. d. Red.) hat mich angerufen, da habe ich gesagt, warum nicht?!" Es folgte das doppelte Meisterstück, erst im Unter-, dann im Oberhaus des deutschen Fußballs: "Uns ist 1998 etwas gelungen, das wohl einmalig bleibt. Heutzutage gibt es ja keine Chancengleichheit mehr. Damals konnte der FCK nach dem Abstieg zum Beispiel Miroslav Kadlec halten. Der hat gespielt wie Beckenbauer, war ein exzellenter Fußballer. Heutzutage würde er 50 Millionen kosten", schwelgte Rehhagel weiter in Erinnerungen.
Überhaupt habe der damals exzellente, selbst mit deutschen Nationalspielern wie Marschall und Wagner besetzte Kader den Ausschlag gegeben. "Haste nix, biste nix. Ich hatte sehr gute Spieler, deshalb sind wir Meister geworden", sagte der wieder in seiner Geburtsstadt Essen lebende Rehhagel und untermauerte seine Weisheit mit einem aktuellen Beispiel: "Wenn Lewandowski und Hummels am vorletzten Wochenende auf der anderen Seite gespielt hätten, hätte Dortmund nicht 0:6 in München verloren."

Altmeister ist noch immer auf Ballhöhe

Der Altmeister ist eben immer noch auf Ballhöhe - trotz seiner bald 80 Lebensjahre schaut er sich noch regelmäßig Spiele im Stadion an. So will er sich das bevorstehende Revierderby zwischen Schalke und Borussia Dortmund am kommenden Sonntag (LIVE! ab 15.30 Uhr bei kicker.de) nicht entgehen lassen.
Und einen Monat nach seinem 80. Geburtstag, den Rehhagel am 9. August dieses Jahres begeht, kehrt er für einen besonderen Anlass ja sogar auf die Trainerbank zurück. Ob er dafür seinen legendären roten Reusch-Trainingsanzug aus der Meistersaison aus dem Kleiderschrank holt? Das wurde an diesem Montag noch nicht geklärt.

Nenhum comentário:

Postar um comentário