Immer peinlich, wenn diejenigen, die vorher am lautesten von den anderen eingefordert haben, bestimmte Regeln zu befolgen, sie dann als erste ignorieren, wenn sie selbst davon betroffen sind. So wie die Funktionäre des FC Bayern und des FC Schalke 04 beim Auftaktspiel in die Saison 2020/21.
Es war eigentlich ein surreales Bild. Während im ganzen Land die Fallzahlen wieder steigen, während sich die einzelnen Fußballvereine quasi den Allerwertesten aufreißen, um umfangreiche und minutiöse Hygieneschutzkonzepte zu erstellen, dabei im Zweifel eher weniger als die erlaubten Zuschauer (oder gleich gar keine) reinlassen, um den Sicherheitsabstand von 1,5 Metern auch ja zu gewährleisten, und während gleichzeitig sich im Spielerbereich (auf der Ersatzbank oder auf den Tribünen) selbst mehrere Meter voneinander entfernt sitzende Spieler nur maskiert aufhielten, saßen die Führungsriegen beider Klubs auf den exklusiven Plätzen der VIP-Ränge eng nebeneinander, ohne jeglichen Mundschutz, und verfolgten das Geschehen auf dem grünen Rasen.
Kahn sieht sich sogar noch im Recht
Und statt nach dem erwartbaren Aufschrei der öffentlichen Empörung reumütig den Fehler einzugestehen, hatte Bayers neues Vorstandsmitglied Oliver Kahn sogar noch die Chuzpe, dieses Verhalten als von der Bayrischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung abgedeckt zu bezeichnen.
Doch entweder hat er diese nicht gelesen oder die einschlägigen Passagen übersprungen. Teil 1, Paragraph 1, Absatz1, Satz 1 dieser Rechtsnorm ist nämlich recht eindeutig: "Jeder wird angehalten, die physischen Kontakte zu anderen Menschen auf ein Minimum zu reduzieren und den Personenkreis möglichst konstant zu halten. Wo immer möglich, ist ein Mindestabstand zwischen zwei Personen von 1,5 m einzuhalten."
Platz für Abstand war genug da
Guckt man sich die Fotos oder Aufnahmen vom vergangenen Freitag an, fällt sofort auf, dass es durchaus möglich war, den besagten Mindestabstand einzuhalten. Freie Sitzschalen waren jedenfalls in ausreichender Anzahl vorhanden. Worauf auch die bayrische Gesundheitsministerin Melanie Huml in ihrer Kritik des Verhaltens der Funktionäre gegenüber der dpa hinwies. Doch jeweils getrennt durch einen Sitz wäre es wohl mit dem Klönschnack mit dem Nebenmann etwas schwieriger geworden.
Rummenigge: "Werden das ändern!"
Mittlerweile ist der offizielle Diktus des FC Bayern (vorgetragen nun von Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge) eindeutig schuldbewusster: "Wir sind uns alle einig, dass das Bild nicht vorbildlich war. Wir werden das ändern", so der Vorstandsvorsitzende bei Sky90 (via spiegel.de). "Beim nächsten Spiel werden wir den notwendigen Abstand halten, wenn das gewünscht ist." Nicht nur gewünscht, Herr Rummenigge, sondern gesetzlich vorgegeben. Und zwar für alle.
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