BerlinDas hat was von Ritterschlag. Es sind zwar nur 2780 Einwohner, die in Dreierwalde, einem von vier Ortsteilen der Stadt Hörstel im nördlichen Nordrhein-Westfalen, zuletzt gezählt wurden, entsprechend wenige davon sind deshalb als Persönlichkeiten des Ortes aufgeführt. Um genau zu sein: Es sind fünf, zwei Theologen, einer von ihnen vor 245 Jahren geboren, ein Maschinenbau-Ingenieur, ein Drittliga-Fußballer von Preußen Münster und schließlich einer, an den vor ein paar Monaten in dieser Liste nicht zu denken war: Marius Bülter.
Fußball-Bundesliga, Sieg und Doppelpack für den 1. FC Union gegen Borussia Dortmund, Sieg und Doppelpack gegen Werder Bremen, Tore gegen Freiburg, Leipzig und Leverkusen. Dazu die Anerkennung als „Persönlichkeit“ der Gemeinde. Nicht zu fassen, unglaublich, gigantisch. Ein Traum.
Manchmal erscheint ihm das auch alles irgendwie irreal, manchmal muss Marius Bülter sich tatsächlich kneifen. „Wenn ich daran denke, wie ich früher als Kind solche Stars in der Bundesliga angehimmelt, wenn ich sie im Fernsehen oder im Westfalenstadion gesehen habe, da ist es schon komisch, wenn man merkt, wie Leute einen jetzt anschauen und sagen: ‚Kuck mal, da ist der Bülter.‘“
In einem ausführlichen Porträt, das in unserem neuen Magazin EISERN zu lesen ist, erfährt man, warum der 26 tatsächlich als der etwas andere Profi bezeichnet werden darf. Der Angreifer spricht unter anderem …
… über sein Studium mit der Fachrichtung Ingenieur für Maschinenbau: „Die Chance, danach einen guten Job zu finden, war relativ hoch. In dem Bereich werden Ingenieure gesucht und du hast auch ein ganz gutes Gehalt. Geschichte, Englisch, Deutsch oder so was, das konnte ich gar nicht. Texte schreiben konnte ich auch nicht. Aber ich bewundere es, wenn jemand so etwas kann. Die ersten fünf Semester habe ich voll durchgezogen. Mir fehlte nur noch die Bachelorarbeit. Aber die war mit einem Praktikum verbunden, dafür musste man sechs Monate arbeiten.“
… über seine Ambitionen als Student und Fußballer: „Manche haben nur Fußball gespielt und sonst nichts gemacht. Das konnte ich nie verstehen. Die stehen, wenn es nicht klappt, doof da, weil sie alles nur auf die Karte Fußball gesetzt haben.“
… über seine nicht-lineare Karriere: „In der A-Jugend bei Preußen Münster haben sie mich aussortiert. Da haben sie mir gesagt, es reicht nicht mehr. Da hatte ich gedacht, es ist vorbei. Aber im Endeffekt war es das Beste, was mir passieren konnte.“ Von da an nämlich ging es bergauf: Oberliga in Westfalen bei Eintracht Rheine, später eine Liga tiefer bei SuS Neuenkirchen. Dann, 2015, der Sprung nach Rödinghausen. „Da dachte ich schon: Regionalliga – geil! Natürlich wollte ich dann auch noch in der 3. Liga spielen und habe alles dafür gegeben.“
… über seinen Förderer Jens Härtel: „Ihm habe ich in Magdeburg viel zu verdanken. Er hat mir die Chance gegeben, in Profifußball Fuß zu fassen, auch wenn ich am Anfang nicht gesetzt war. Er hat mir gezeigt, wie es in diesem Bereich läuft. Deshalb bin ich ihm sehr dankbar für diese Zeit.“
… über die Zeit nach dem Fußball: „Wenn ich meiner Freundin sage, dass ich im Fußball bleiben werde, wird es wahrscheinlich Ärger geben.“ Zur Beruhigung für Theresa Elisabeth sei versichert, dass es irgendwas mit Fußball zu tun haben könnte, Trainer oder Manager ist es aber eher nicht. „Ich werde mir irgendwann einen Job in dem Bereich suchen und dann auch heimisch werden. Ich habe keine Lust, mein Leben lang durch Deutschland zu reisen.“
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