Borussia Dortmund und Mario Götze gehen getrennte Wege. Die Rückkehr des verlorenen Sohnes wurde zu einem vier Jahre dauernden Missverständnis. Sowohl der BVB als auch der mittlerweile 28-Jährige dürften sich die Zusammenarbeit anders vorgestellt haben. Ein Kommentar.
Borussia Dortmund: Watzke freut sich auf Götze
Wochenlang wurde hinter den Kulissen am Coup gearbeitet. Mit vielen Berichten wurden die Anhänger von Borussia Dortmund darauf vorbereitet, sodass sie sich emotional auf die Verkündung einstellen konnten. Am 21.07.2016 war es dann soweit: Der BVB hat Mario Götze vom FC Bayern München verpflichtet. Hans-Joachim Watzke (61) zeigte sich sichtlich begeistert: „Ich freue mich persönlich sehr, dass Mario sich für Borussia Dortmund entschieden hat. Ich habe seit seinem Weggang im Jahr 2013 immer gehofft, dass er eines Tages zu uns zurückkehren wird.“ Der sonst so wortkarge Mario Götze hat sich mit einem Statement auf Facebook an die BVB-Fans gerichtet.
Seinen Wechsel zum FC Bayern betrachtete er drei Jahre später „mit anderen Augen“. Er bezeichnete den Weg in seine „Heimat Dortmund“ als „nicht leicht“. Diejenigen, die ihn nicht mit offenen Armen empfangen sollten, werde er mit Leistung versuchen zu überzeugen. „Es ist mein Ziel, wieder meinen besten Fußball zu spielen. Für uns alle, den Klub und die BVB-Fans“, so der damals 24-Jährige.
Mario Götze in Dortmund: Kein positives Fazit
Nach vier Jahren muss man leider eine Bilanz ziehen, die wenig Positives beinhaltet. Es war von Anfang an klar, dass Watzke die treibende Kraft hinter dem Transfer war. Leider wurde im Verein ansonsten nicht darauf geachtet, wie man genau mit diesem nach wie vor begnadeten Fußballer planen soll. Thomas Tuchel, Peter Bosz, Peter Stöger und Lucien Favre hatten die Möglichkeit, auf ihn zurückzugreifen. Gute Ansätze hat er eigentlich unter allen gezeigt, mehr aber meistens nicht. Das einstige Wunderkind war ein austauschbarer Baustein im Kader Dortmunds. In den letzten vier Jahren kam er sogar in weniger Pflichtspielen zum Einsatz, als in seinen drei Jahren beim FC Bayern München.
Zu keinem System passte er so richtig. Mario Götze ist kein Spieler mehr, für den ein Trainer alles umbaut. Oder besser gesagt: Keiner der Trainer, die zuletzt in Dortmund angestellt waren. Wichtig war er für den Verein nur in der Rückrunde 2018/19. Er sammelte zehn Scorerpunkte in der zweiten Saisonhälfte und war ohne jeden Zweifel einer der besten Akteure Borussia Dortmunds. Während die Mannschaft immer mehr verkrampfte im Verlauf der Saison, übernahm Götze mehr Verantwortung und ging voran. Er kam endlich so richtig an.
Nur blieb es leider bei dem kurzen Hoch und Favre verzichtete in der gerade abgelaufenen Saison weitestgehend auf ihn. An so manchen Spieltagen vergaß man fast, dass Götze überhaupt noch ein Teil der Mannschaft war. Seinen letzten Auftritt hatte er als Einwechselspieler im Spiel gegen den FC Bayern München. Insgesamt kam er auf 13 Minuten seit dem Re-Start der Bundesliga (was auch an der Geburt seines Sohnes lag). Ein Ende, das man vor einigen Jahren so nicht hätte ahnen können. 2013 hat sein Wechsel sehr geschmerzt. Die Illusion, den Rekordmeister auf Dauer Paroli zu bieten, starb in jener Nacht, in der die Bild den Wechsel verkündete. Einer der einschneidendsten Moment der jüngeren Vereinsgeschichte.
Borussia Dortmund und insbesondere Watzke erhofften sich von der Rückkehr Götzes ein emotionales Happy End. Die zum damaligen Zeitpunkt immer noch verletzte Fanseele vielleicht ein wenig heilen zu können. Der Wechsel entpuppte sich als ein kleines Pflaster auf einem offenen Bruch. Aufgewärmte Liebe halt. Nun ist Mario Götze, unter Klopp das aufregendste Talent der Welt, 2014 Held einer ganzen Nation, vereinslos. Und das mit 28 Jahren. Er sollte doch Deutschlands Aushängeschild werden. Jetzt ist er quasi egal. Mario Götze war mal ein Versprechen. Sportlich und emotional. Die Gleichgültigkeit, die ich die letzten Wochen bei seiner Situation empfinde, tut weh.
Götze, BVB: Es gibt nur Verlierer
Am Ende gibt es nur Verlierer. Der BVB hat die Vergangenheit nicht überwinden können und Mario Götze hat vier Jahre lang darauf gewartet endlich wieder wichtig zu sein. Deshalb ist er überhaupt wieder nach Dortmund gekommen. Götze hat trotz aller Titel eine frustrierende Karriere. Er hat fast alles, um sich bei einem Topteam durchzusetzen. Nach seiner Krankheit fehlt ihm zwar ein wenig das Tempo, aber er könnte ohne Probleme aus einer tieferen Position heraus das Spiel lenken. Seine Technik und Spielintelligenz sprechen für sich. Aber seitdem er Dortmund und Klopp verlassen hat, gab es keinen Trainer mehr, der voll auf ihn setzte.
Die Entwicklungen der letzten vier Jahre wären zum Großteil vermeidbar gewesen. Für den BVB und Götze. Ich glaube nach wie vor an die Fähigkeiten des 28-Jährigen. Nach all den Jahren hat sich der meiste Groll gelegt, den viele Fans und auch ich damals empfunden haben. Ich wünsche Mario Götze, dass er einen Verein findet, der einen Plan hat, wie man ihn einzusetzen hat.
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