RB Leipzig hadert nach dem 1:1 beim FC Schalke 04: Okay oder zu wenig? Immerhin verpasste der Aufsteiger nach Führung, dem FC Bayern München wieder auf die Pelle zu rücken. Die Roten Bullen erfreuen sich jedoch eher an der fast sicheren Champions-League-Qualifikation. Ralph Hasenhüttl erklärt zudem die Diskussion um Timo Werners Schwalbe aus dem Hinspiel für begraben.
Ralph Hasenhüttl sog tief Luft ein, dann sagte er erst einmal: "Puh." Es sei gar nicht so einfach, das 1:1 von RB Leipzig beim FC Schalke 04 zu bewerten, erklärte Leipzigs Trainer den Stoßseufzer anschließend und führte die qualitativ sehr unterschiedlichen Halbzeiten seiner Mannschaft ausführlich aus.
Prima war dabei die erste, schlafmützig die zweite. "Wir sind zwar ein Aufsteiger, aber das darfst du dir nicht erlauben", grantelte der Chefcoach aus der Steiermark speziell wegen des schnellen Ausgleichstreffers für Königsblau, 48 Sekunden nach Wiederanpfiff durch Klaas-Jan Huntelaar.
RB Leipzig: Ansprüche sind gewachsen
Am 3. März hatten die Rasenballsportler aus Sachsen zuletzt unentschieden gespielt in der Fremde. Damals gab’s ein 2:2 in Augsburg, und Hasenhüttl kommentierte:
"Wenn wir als Aufsteiger mit einem solchen Punkt nicht leben können, dann hätten wir ein Problem."
In den vergangenen sieben Wochen sind die Ansprüche des 49-Jährigen offenkundig gewachsen.
Denn nach dem Remis beim Europa-League-Viertelfinalisten aus dem Revier ordnete er die Dinge letztlich so ein: "Heute hatten wir uns mehr ausgerechnet."
Leipzig schaut nicht mehr auf den FC Bayern
Das wiederum hing mit dem jüngsten internationalen Einsatz der Gelsenkirchener zusammen, die am Donnerstag nach aufreibenden 120 Minuten an Ajax Amsterdam zerschmettert waren.
Das 3:2 nach Verlängerung kostete sie viel Kraft, viel Zuversicht, zudem spuckte das Kräftemessen mit den Niederländern eine Kopfverletzung von Leon Goretzka aus. Mit dem 22-Jährigen fehlte Schalke die ordnende Hand und zwei kreative Beine im zentralen Mittelfeld - auch dieser Aspekt unterfütterte Hasenhüttls Unmut.
Doch von Natur aus ist der Österreicher ein positiver Mensch, das bewies er noch an Ort und Stelle. Die verpasste Gelegenheit, bis auf sechs Punkte an die angeschlagenen Münchner heranzurücken und dem Titelrennen wieder einen Hauch von Spannung zu verleihen - geschenkt.
"Der Zeitpunkt, an dem wir auf die Bayern geschaut haben, ist lange her", erwähnte Hasenhüttl lakonisch. "Den gibt’s nicht mehr." Dafür aber die exzellente Chance, am nächsten Samstag im Heimspiel gegen den Liga-Vorletzten Ingolstadt ganz nah heran an die Königsklasse zu rutschen.
Hasenhüttl hört die Glöckchen bimmeln
Die Glöckchen an der Eingangstür in die Champions League könnten dann schon sehr laut bimmeln, Hasenhüttl beschreibt die Situation so:
"Wir müssen noch den letzten Groschen in den Automaten werfen, dann kommt unten der Schein raus."
Ein Schein mit ganz großen Zahlen drauf – wobei die Finanzen bekanntlich nicht die größte Sorge von RB sind. Problematischer war da schon das Wiedersehen von Timo Werner mit den Schalker Fans.
Werner: Hinspiel Schwalbe, Rückspiel Kopfballtor
Für seine spektakuläre Schwalbe im gewonnenen Hinspiel, die er per Elfmeter anschließend auch noch zum Führungstor nutzte, hatte sich der 21-Jährige vor dem Gastspiel in Gelsenkirchen ausgiebig entschuldigt. Gellende Pfiffe bei jeder Ballberührung und wüste Beschimpfungen kassierte der Jung-Nationalspieler am frühen Sonntagabend trotzdem.
Viel reden wollte Werner ("Ich hab‘ doch nur ein Tor gemacht") danach nicht. Weder über seinen Kopfballtreffer im Duell mit dem sieben Zentimeter größeren Weltmeister Benedikt Höwedes. Noch über das unangenehme Begleitprogramm von den Rängen.
Ralph Hasenhüttl verspürte da deutlich mehr Lust, sich zu positionieren. "Das Thema ist vorher ja intensiv bearbeitet worden. Timo Werner hat darauf mit einem sehr souveränen Auftritt reagiert, sich auf sein Spiel konzentriert, war torgefährlich", lobte der Coach den Stürmer und forderte dessen Kritiker auf:
"Es ist der Zeitpunkt gekommen, um das ganze Ding zu Grabe zu tragen."
Denn: "Es gab seit dem Hinspiel so viele Szenen, in denen im 16-Meter-Raum nicht annähernd so viel passiert ist wie damals."
Werner gibt die passende Antwort
Sollte heißen: Werner ist auf bestem Wege, von seiner Fallsucht kuriert zu werden. Diego Demme sah das ganz ähnlich.
"Mit seinem Tor hat Timo die passende Antwort gegeben", befand Leipzigs Mittelfeldspieler schnippisch und verstaute die Akte "Schwalbe 04" ebenso in der Ablage wie Innenverteidiger Willi Orban.
"Er ist mit den Pfiffen sehr gut umgegangen, war wieder brandgefährlich", betonte der RB-Kapitän. Ehe er der Konkurrenz aus Dortmund und Hoffenheim vor den letzten vier Saisonspielen wenig überraschend ausrichten ließ: "Wir wollen mit aller Macht den zweiten Platz verteidigen."
Nenhum comentário:
Postar um comentário