Der Bundesliga-Klassiker elektrisiert wie lange nicht. Gladbach kann, Bayern muss, lautet die Ausgangslage vor einer möglichen Vorentscheidung um die Herbstmeisterschaft.
Hansi Flick blickte der brisanten Renaissance eines geschichtsträchtigen Bundesliga-Duells mit leuchtenden Augen entgegen. «In meiner Kindheit war Gladbach gegen Bayern immer ein Klassiker. Mein Bruder war der Gladbach-Fan, ich der Bayern-Fan. Es war im Hause Flick auch immer der Klassiker», schwärmte der Münchner Trainer vor dem erwarteten Spektakel im Topspiel beim Tabellenführer Borussia Mönchengladbach.
Eine Woche nach dem ersten Dämpfer unter Flick, der bis Weihnachten und möglicherweise auch darüber hinaus für das Starensemble verantwortlich ist, steht der FC Bayern als Tabellenvierter unter grossem Erwartungsdruck. Bei einer Niederlage in der traditionsreichen Paarung zwischen dem Altmeister und dem Serienchampion würde der Rückstand auf die Spitze auf sieben Punkte ansteigen, die Herbstmeisterschaft damit illusorisch.
Noch mehr Euphorie am Niederrhein?
«Die Herbstmeisterschaft ist jetzt nicht unbedingt das, was das Wichtigste ist», sagte Sportchef Hasan Salihamidzic. «Unser Ziel bleibt natürlich die Meisterschaft.» Seit zwei Monaten steht die Borussia auf Platz eins und würde nur zu gerne für noch grössere Euphorie am Niederrhein sorgen. «Wir wollen gegen die Bayern einfach noch ein paar Punkte aufs Konto draufpacken», sagte Trainer Marco Rose. «Wir müssen dran bleiben, wir müssen gierig bleiben.»
Gladbach mit dem Schweizer Quartett Yann Sommer, Nico Elvedi, Denis Zakaria und Breel Embolo kann, Bayern muss. Doch das ist für den Serienmeister nichts Neues. «Es gibt eigentlich kein Spiel, in dem wir keinen Druck haben», sagte der deutsche Nationalspieler Joshua Kimmich. «Wir müssen jedes Spiel gewinnen, gerade in der Situation, in der wir jetzt sind: Wenn wir nicht ganz oben stehen, hat man beim FC Bayern immer Druck.»
Was heute in Deutschland das Duell Bayern gegen den BVB ist, war einst das zwischen München und Gladbach, die sich von 1969 bis 1977 die Meistertitel untereinander aufteilten. Erstmals seit 43 Jahren und der bislang letzten Meistersaison empfängt die Borussia wieder als Tabellenführer den Branchenprimus – und das rund um den 100. Geburtstag der gestorbenen Gladbacher Trainerlegende Hennes Weisweiler.
Die Schweizer Achse
Mit ihrer spektakulären Offensive verzücken die Gladbacher unter dem ehemaligen Salzburg-Coach Rose nicht nur den Anhang. «Es ist schön anzugucken», sagte auch Flick. Dazu funktioniert auch die Gladbacher Abwehrarbeit. Einen grossen Teil dazu trägt auch die Schweizer Achse bei. Sommer, der seinen Vertrag bei den Fohlen kürzlich verlängerte, zählt seit seinem Wechsel vor fünf Jahren zu den Führungsspielern. Im Mittelfeld ging in der laufenden Saison Zakarias Stern derweil richtig auf. Mehrere Topklubs aus Europa sollen um den 23-jährigen Genfer buhlen. «Wenn wir so weitermachen, können wir ein ernsthafter Konkurrent für die grossen Mannschaften wie Dortmund und Bayern sein», sagte Zakaria im Interview mit «SPOX».
In der Stadt ist die Euphorie vor dem 102. Bundesliga-Duell der beiden Traditionsclubs bereits angekommen. Borussias Vize-Präsident Rainer Bonhof spracht von einer «unglaublichen» Stimmung in der Stadt. Über 100'000 Karten hätten die Gladbacher verkaufen können, der Borussia Park ist mit 54'022 Zuschauern ausverkauft. «Die Bayern sind eine Weltklasse-Mannschaft, wir müssen auf einen Glanztag hoffen», sagte Stürmer Breel Embolo.
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